Kevin allein beim Online-Dating

- Andreas Nehrlich –

Unvorteilhafte Vornamen führen beim Online-Dating zu weniger Klicks und haben negative Aus­wirkungen für die NamensträgerInnen.

„Nomen est omen“ weiß der Volksmund. Doch ist unser Name tatsächlich so ein wichtiger Vorbote? Jochen Gebauer, Mark Leary und Wiebke Neberich interessierten sich besonders für den Einfluss des Vornamens. Aus früherer Forschung ist bekannt, dass verschiedene Vornamen innerhalb sprachlicher Gebiete (z.B. in Deutschland) als besonders vorteilhaft (z.B. Alexander und Julia) oder als besonders unvorteilhaft empfunden werden (z.B. Kevin und Chantal). Kann ein eher unvorteilhafter Name dazu führen, dass man von anderen Personen weniger beachtet wird? Und wirkt sich diese Nichtbeachtung negativ auf wichtige Bereiche des Lebens aus, wie etwa das Selbstwertgefühl, die eigene Gesundheit und den Bildungs­erfolg?

Überprüft wurde dies mit Daten der Online-Partnervermittlung eDarling. Dort werden Partnersuchenden vor der Kontaktaufnahme nur Vorname, Alter und Wohnregion der potenziellen PartnerInnen angezeigt. Erst wenn man eine Person anklickt, sieht man weitere Informationen und Fotos. Da Alter und Wohnort der potenziellen PartnerInnen den Suchkriterien der Partnersuchenden entsprachen, konnte anhand der Klickhäufigkeit ausgewertet werden, wie sich der Vorname einer Person auf das Interesse von anderen Online-Partnersuchenden auswirkt. Wird in dieser Situation Alexander häufiger angeklickt als Kevin? Drei Studien mit insgesamt über 11000 Partnersuchenden zeigten, dass Personen mit einem weniger vorteilhaften Namen verhältnismäßig seltener angeklickt wurden – teilweise nur halb so oft. Weitere Analysen mit Angaben zu Selbstwert, Rauchgewohnheiten und Bildungs­stand ergaben, dass Menschen mit einem unvorteilhaften Namen im Durchschnitt einen geringeren Selbstwert haben, mehr rauchen und weniger gebildet sind.

Das Fazit der Studien lautet demnach, dass unser Name tatsächlich ein Omen sein kann – und zwar wenn andere aufgrund unseres Namens mehr oder weniger Interesse an uns haben. Menschen mit unvorteilhaftem Namen laufen eher Gefahr, unbeachtet zu bleiben, und neigen dazu, einen geringeren Selbstwert, ein schlechteres Gesundheits­verhalten sowie weniger Bildung zu haben. Ein Trost bleibt aber: Im „richtigen Leben“ können wir einen unvorteilhaften Namen durch andere Qualitäten vermutlich weitestgehend ausgleichen. Und wie bei vielem ändern sich auch beim Vornamen die Moden. Vielleicht hat Kevin also Glück und sein Name wird bald wieder beliebter.


Gebauer, J. E., Leary, M. R., & Neberich, W. (in press). Unfortunate first names: Effects of name-based relational devaluation and interpersonal neglect. Social Psychological and Personality Science, doi:10.1177/1948550611431644.

Neberich, W. (2011). Rejected Kevin! Stigmatized names are related to dating failure and interpersonal neglect. eDarling Perspectives. Online in Internet: URL: http://www.edarling.org/edarling-studies/stigmatized-names-and-dating-failure (Stand 08.08.2012).

© Forschung erleben 2012, alle Rechte vorbehalten

Zurück