Man muss nur dran glauben!

- Anne Landhäußer –

Optimisten führen die glücklicheren Beziehungen.

Während manche Menschen tagtäglich damit zu rechnen scheinen, dass die Welt für sie ihr schönstes Lächeln aufsetzt, und der Traumprinz (auch Traumprinzessinnen sollen schon gesichtet worden sein) mit einem Lottogewinn in der Satteltasche dahergeritten kommt, wachen andere allmorgendlich mit der Erwartung auf, der Tag würde mindestens ein terroristisches Sprengstoffattentat bereithalten, dem ein Meteoriteneinschlag folgt. Auch wenn nicht jeder zu derart extremen Vorahnungen neigt, kann man doch die meisten Personen einigermaßen zutreffend in eine der beiden Schubladen einsortieren, die mit „Optimisten“ und „Pessimisten“ beschriftet sind.

Dass es Optimisten im Leben oft leichter haben, ist längst bekannt. Wer sich viel zutraut, erreicht auch mehr, und eine positive Grundhaltung hat der Psyche selten geschadet. Neue Forschungs­befunde zeigen nun auch, dass diejenigen, die täglich mit dem Aufkreuzen des Traum­partners rechnen, gute Chancen haben, mit diesem eine glückliche Beziehung zu führen – wenn er denn einmal aufgetaucht ist. Die amerikanische Sozialpsychologin Kimberly Assad und ihre Kollegen konnten bestätigen, was andere Forscher in ihren Studien schon festgestellt hatten: dass Optimisten in ihren Paarbeziehungen glücklicher sind als Pessimisten.

Das für sich genommen wäre noch keine einschneidende Er­kenntnis, doch Assad und ihre Kollegen fanden mittels einer Studie, bei der sie 274 Liebespaare in Iowa unter die Lupe nahmen, auch heraus, worauf das Liebesglück der Optimisten zurückzuführen ist. Die teilnehmenden Paare wurden sowohl im Jahr 2001 als auch zwei Jahre später zu Hause besucht, wo jeder für sich mehrere Fragebogen zu Optimismus, Beziehungs­zufriedenheit und zum eigenen Verhalten bei Auseinandersetzungen innerhalb der Beziehung sowie zum Verhalten des Partners ausfüllte. Beim ersten Besuch wurde jedes Paar außerdem 25 Minuten lang per Kamera aufgezeichnet, während es miteinander über die eigene Beziehung sprach.

Analysen des Videomaterials und der ausgefüllten Fragebogen ergaben, dass Optimisten bei Beziehungs­streitigkeiten eher zu kooperativem Verhalten neigen. Das heißt, sie hören sich in Krisensituationen die Meinung ihres Partners an und versuchen, Kompromisse zu schließen, anstatt nur Kritik zu üben und dem Anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Wenn Streitigkeiten auf eine kooperative Art und Weise beigelegt werden, fördert das wiederum das Beziehungs­glück. Es ist also die Art und Weise, an Probleme heranzutreten, die zwischen der optimistischen Einstellung und der Beziehungs­zufriedenheit vermittelt.

Dabei kann eine weniger optimistische Person von einem optimistischen Partner lernen. Die Ergebnisse zeigen, dass ein kooperatives Problemlöse­verhalten des Partners im Jahr 2001 einen positiven Einfluss auf das eigene Problemlöse­verhalten zwei Jahre später hatte. Nicht nur beeinflusst der Optimismus des Partners das eigene Verhalten in Krisensituationen. Auch wenn sich der Partner bei Konflikten besonders verständnisvoll zeigt, steigert das die eigene Beziehungs­zufriedenheit – selbst, wenn man überzeugter Pessimist ist. Auch Schwarzseher haben also Chancen auf eine glückliche Beziehung – wenn sie sich einen Optimisten zum Partner nehmen.

Ein Garant für Beziehungs­glück ist Optimismus allerdings nicht, denn der nachgewiesene Effekt besitzt sicherlich nicht die Kraft, andere für eine glückliche Beziehung maßgebliche Faktoren wie Treue oder Vertrauen zu ersetzen. Eine positive Lebens­einstellung mag zwar vor verletzenden Kleinkriegen schützen und einen fairen und liebenswürdigen Umgang zwischen zwei Pärchenhälften fördern, in manchen Fällen jedoch hilft leider auch das nicht weiter. Mancher Traumprinz entpuppt sich letztendlich eben doch als Froschkönig – egal, ob wir zur Optimisten-Fraktion gehören oder hemmungs­los pessimistisch sind. In allen anderen Fällen jedoch lohnt es sich, jeden neuen Tag optimistisch zu begrüßen – heute kommt der Traumprinz oder die Traumprinzessin bestimmt!

Assad, Donnellan & Conger (2007). Optimism: An Enduring Resource for Romantic Relations­hips.Journal of Personality and Social Psychology, 93 (2), 285–297.

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