Mein Schatz und ich auf Facebook – Unsichere Paarbindungen und Beziehungs­öffentlichkeit in sozialen Netzwerken

- Annika Otto –

Vermeidend gebundene Personen neigen zu weniger Beziehungs­öffentlichkeit auf Facebook als ängstlich gebundene. Bei tagesabhängiger Unsicherheit neigen aber alle dazu, mehr beziehungs­relevante Informationen auf Facebook zu präsentieren.

Wenn Sie Ihre Facebook-Kontakte durchgehen, was bekommen Sie dort mit über deren Beziehungs­leben? Sicher sind Ihnen schon große Unterschiede im Mitteilungs­verhalten aufgefallen: Manche lassen uns nie im Ungewissen über ein neues Liebesglück oder die gemeinsamen Unternehmungen, während bei anderen das Facebook-Profil geheimnisvoll schweigt. Aber woher kommen diese Unterschiede? Wer postet neue gemeinsame Profil- und Urlaubsbilder, wer nicht? 

Dieser Frage hat sich ein amerikanisches Forschungs­team um Lydia Emery gewidmet. Sie gingen davon aus, dass sich insbesondere Unsicherheit in der Paarbindung auf die Sichtbarkeit der Beziehung auf Facebook auswirkt. Ängstlich gebundene Menschen haben das Bedürfnis nach einer sehr engen Beziehung, leben aber mit der großen Angst, dass ihre Beziehung dem nicht gerecht werden kann und sie verlassen werden könnten. Die Forschenden erwarteten daher, dass diese Personen ein größeres Bedürfnis nach öffentlichem Auftritt der Beziehung haben. Vermeidend gebundene Personen hingegen streben nach Unabhängigkeit, lösen ihre Probleme lieber allein und werden zunehmend nervös, wenn die Beziehung enger wird. Dies sollte sie dazu veranlassen, ein geringeres Bedürfnis nach Beziehungs­öffentlichkeit zu haben.

Um dies zu untersuchen, analysierten die Forschenden Facebook-Profile von heterosexuellen Paaren, die zum Studien­zeitpunkt in einer Beziehung waren und befragten sie zu ihrer Paarbindung. Die Ergebnisse zeigten, dass Facebook-Nutzer/innen mit eher vermeidendem Bindungs­stil sowie auch deren Partner/innen weniger Informationen zu ihrer Beziehung auf Facebook posteten; dazu gehörten der Beziehungs­status, Profilbilder, sowie Chronik-Einträge. In einer weiteren Studie fand die Forschungs­gruppe zwar, dass ängstlich gebundene Personen das Bedürfnis hatten, mehr Informationen preiszugeben, für das tatsächliche Posting­verhalten konnte dies aber nur in einer der Studien bestätigt werden. Zudem zeigte sich unabhängig vom Bindungs­stil, dass mehr Beziehungs­informationen gepostet wurden wenn sich die Person zum Zeitpunkt der Messung unsicher bezüglich der Gefühle des Partners oder der Partnerin war.

Auch dem Warum wurde auf den Grund gegangen. Zum einen können ängstlich Gebundene durch ihr Posting­verhalten ihre Angst vor mangelnder Nähe und vermeidend Gebundene ihre Angst vor zu großer Nähe mildern, was ihr Selbstbewusstsein aufwertet. Zum anderen denken sie, dass andere Personen ihre Beziehungs­qualität für schlecht halten und reagieren darauf entweder mit erhöhter Beziehungs­öffentlichkeit im Fall der ängstlich oder mit reduzierter Beziehungs­öffentlichkeit im Fall der vermeidend gebundenen Personen.

Mit dieser Studie werden personenbezogene Unterschiede aufgezeigt, die als Erklärung für unterschiedliche Maße an Beziehungs­öffentlichkeit auf Facebook herangezogen werden können: Unser Bindungs­stil beeinflusst unser Bedürfnis und unser Verhalten in puncto Beziehungs­öffentlichkeit auf Facebook. Selbstverständlich spielen auch noch viele weitere Faktoren eine Rolle wenn es darum geht wie viel ein Paar auf Facebook preisgibt, wie etwa die generelle Affinität zu Facebook und sozialen Medien. Das Posting­verhalten Ihrer Freunde kann jedoch durchaus auch ein Hinweis auf Unsicherheiten in deren Partnerschaft sein.

Emery, L. F., Muise, A., Dix, E. L., & Le, B. (2014). Can you tell that I’m in a relations­hip? Attachment and relations­hip visibility on Facebook. Personality and Social Psychology Bulletin, 40, 1466–1479.

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Selma Rudert*, Judith Tonner

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