Men in red

- Silvia Rajec –

Frauen erachten Männer mit einer leicht rötlichen Gesichtsfärbung als attraktiv, eine starke Rötung lässt Männer aber eher dominant oder gar aggressiv erscheinen.

Nicht nur Philipp Lahm, Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, überzeugt unter anderem die weiblichen Fussballfans mit einem rot leuchtenden Kopf auf dem Spielfeld. Ebenfalls der Schauspieler Gerard Depardieu, der für seine rote Gesichtsfarbe in seinen Auftritten bekannt ist, wird auf dem roten Teppich laut jubelnd auch von seinen Anhängerinnen begrüßt. Doch bedeutet dies, dass die Farbe des Teints ebenfalls bei der sexuellen Attraktivität dieser Koryphäen eine tragende Rolle spielt? Wie wirkt solch ein rotes Männergesicht also eigentlich auf die Frauenwelt? Zieht es das weibliche Geschlecht eher an oder schreckt es selbiges vielmehr ab?

Ein britisches Forschungs­team um Ian Stephen ging dem Mysterium der männlichen Gesichtsfarbe auf den Grund und untersuchte den Zusammenhang zwischen der Gesichtsrötung von Männern und der wahrgenommenen Attraktivität, Dominanz und Aggressivität durch Frauen. Seine Annahme war, dass eine leicht rötliche Gesichtsfarbe die Attraktivität für die Frauenwelt erhöht, eine zunehmende Rötung vom weiblichen Geschlecht aber verstärkt als Dominanz oder gar Aggressivität wahrgenommen wird, was die zugeschriebene Attraktivität wiederum beschränken kann. 

Um diese Annahme zu überprüfen, wurden mehrere Männer im Alter zwischen 18 und 22 Jahren mit einem neutralen Gesichtsausdruck fotografiert. Diese Bilder wurden Teilnehmerinnen in ungefähr gleicher Altersspanne auf einem Monitor gezeigt. Aufgabe der Frauen war es nun, die männlichen Gesichter durch Veränderung der Hautröte per Mausklick entweder attraktiv, dominant oder aggressiv wirken zu lassen. 

Es zeigte sich, dass die Gesichter bei der Angabe „attraktiv“  etwas röter,  bei „dominant“ deutlich röter und bei „aggressiv“ wesentlich röter eingefärbt wurden als im ursprünglichen, neutralen Zustand. Dabei wurde die Veränderung der Gesichtsröte jeweils umso stärker vorgenommen, je weniger rot die männlichen Gesichter im Ausgangszustand waren. Daraus schließt die Forschungs­gruppe, dass Frauen Männer mit einer leicht rötlichen Hautfärbung als attraktiv erachten, vermutlich, weil damit eine gute gesundheitliche Verfassung verbunden wird. Sie folgern aus den Ergebnissen aber auch, dass ein stärkeres Rot aufgrund des damit oftmals einhergehenden erhöhten Testosteron-Levels mit dominantem oder sogar aggressivem Verhalten assoziiert sein kann, was Frauen oftmals gar nicht als attraktiver erachten. So kann Dominanz zwar auch die wahrgenommene Attraktivität beeinflussen, das allerdings meist nur zu einem geringen Anteil. Faktoren wie Gesundheit, Symmetrie und Charakter spielen hier häufig eine weitaus bedeutendere Rolle. Eine Aggressivität des Partners wird von Frauen darüber hinaus sogar eher als negativ erachtet, da diese auch mit Kosten für die Frauen selbst verbunden sein kann.

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass sowohl Philip Lahm als auch Gerard Depardieu mit einer leichten Röte im Gesicht vom weiblichen Geschlecht durchaus als sexuell anziehend empfunden werden können. Wenn die Anstrengung den beiden jedoch die Hitze ins Gesicht treibt, wird die wahrgenommene Attraktivität vermutlich eher gering ausfallen. Es gilt also auch in diesem Zusammenhang, dass weniger oft mehr ist.

Stephen, I.D., Oldham, F.H., Perrett, D.I., & Barton, R.A. (2012). Redness enhances perceived aggression, dominance and attractiveness in men`s faces. Evolutionary Psychology, 10, 562–572.

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