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Merci, dass es Dich gibt!

Wann haben Sie zuletzt einem lieben Menschen einfach mal „Danke“ gesagt? Ihnen wird bestimmt eine Person einfallen, der Sie für etwas dankbar sind, aber vielleicht nicht so schnell eine Situation, in der Sie das auch zum Ausdruck gebracht haben. Dabei deuten einige Studien darauf hin, dass Dankbarkeit positiv zum Wohlbefinden der „Sendenden“ sowie der „Empfangenden“ des Dankes beiträgt. Doch warum gehen wir damit dann so sparsam um?
Ein möglicher Grund ist der menschliche Hang, von sich auf andere zu schließen und vorauszusetzen, dass Mitmenschen schon wissen, wenn man ihnen dankbar ist. Auch existiert die Tendenz, während sozialer Interaktionen bei sich selbst eher leistungsbezogene Maßstäbe zu setzen, wobei das Gegenüber auf ganz andere Dinge achtet: Während wir uns also noch Gedanken über die optimale Wortwahl machen, zählt für andere einfach die nette und schöne Geste. Die Annahme, dass wir aufgrund dieser Denkmuster verkennen, wie positiv ein einfaches „Danke“ beim Gegenüber ankommen kann, bildet den Ausgangspunkt für die Studie von Amit Kumar und Nicholas Epley.
Die Forscher forderten Studierende dazu auf, selbst verfasste Danksagungsbriefe an Bekannte zu verschicken sowie deren Reaktionen einzuschätzen. Auch die Empfänger/innen wurden kontaktiert und bezüglich ihrer tatsächlichen Reaktion befragt, sodass im Anschluss die Einschätzungen verglichen werden konnten. Die Ergebnisse zeigen, dass die Studierenden den Erhalt eines solchen Briefs zwar als positives Erlebnis für die Empfänger/innen werteten, jedoch unterschätzen sie das Ausmaß der Wirkung: Die Adressaten/
Ob die erwartete Reaktion der Empfangenden auch die Bereitschaft beeinflusst, Dankbarkeit zu zeigen, wurde in einer weiteren Studie untersucht. Hierzu sollten die Teilnehmenden an sechs Personen denken und deren Reaktionen auf einen potentiellen Danksagungsbrief einschätzen. Im Anschluss sollte dann ein echtes Schreiben verfasst und verschickt werden. Auch hier bestätigen die Befunde die Vermutungen: Je negativer die Reaktion einer Person hinsichtlich empfundener Stimmung und peinlicher Berührtheit eingeschätzt wurde, desto seltener wurde ihr ein Dankschreiben geschickt. Interessant ist hier auch die Wirkung der Danksagungsbriefe auf die Sendenden selbst – diese gaben nach dem Schreiben und Verschicken an, positiver gestimmt zu sein als sonst.
Die Studie legt nahe, dass wir dazu neigen, das Ausdrücken unserer Dankbarkeit von der erwarteten Reaktion des Gegenübers abhängig zu machen und dabei zu unterschätzen, wie viel Freude wir beim Gegenüber erzeugen. Gleichzeitig scheinen wir die Chance, eine peinliche Situation zu verursachen zu überschätzen, obwohl das Zeigen von Dankbarkeit sogar bei uns selbst zu positiven Gefühlen führen kann. In diesem Sinne: Überlegen Sie nicht zu viel und sagen Ihren Lieben ganz einfach: Merci, dass es Dich gibt!
Kumar, A., & Epley, N. (2018). Undervaluing Gratitude: Expressers Misunderstand the Consequences of Showing Appreciation. Psychological Science, 1–13. doi: 10.1177/0956797618772506
Redaktion und AnsprechpartnerIn*: Selma Rudert*, Michael Wagner
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