Mir gefallen Ihre Socken ausgesprochen gut!

- Janna Hansert, Magdalena Molkenthin & Laszlo Nigbur –

Aufgrund von Ängstlichkeit und Sorge verpassen wir oft eine einfache Gelegenheit, die Welt ein wenig besser zu machen: Fremden ein Kompliment geben.

Stellen Sie sich vor, Sie warten mit Ihnen unbekannten Personen an einer Bushaltestelle, Ampel oder Super­markt­kasse. Was würden Sie tun? Sich mit Ihrem Smartphone beschäftigen oder ins Leere blicken? Vermutlich werden viele von Ihnen hier zustimmen. Würden Sie auch mit einer der fremden Personen ein Gespräch anfangen und ihr ein Kompliment machen, zum Beispiel für die ausgefallenen Socken oder den schicken Haarschnitt? Nein? Warum nicht?

Bisherige Forschung zeigt, dass Menschen oftmals ängstlich sind, wenn sie mit Fremden interagieren sollen. Zudem teilen die meisten Menschen die Sorge, sich und ihre Gefühle nicht kompetent ausdrücken zu können. Auf diesen Befunden aufbauend vermutete ein Forschungs­team um Erica Boothby, dass Menschen unbekannten anderen wenig Komplimente machen. Denn aufgrund ihrer besagten Ängstlichkeit und Sorge sollten sie mit dem Fokus zu stark bei sich sein und dadurch den positiven Einfluss ihrer Komplimente auf Fremde unterschätzen.

Um diese Annahmen zu untersuchen, führten die Forschenden vier Studien durch, in denen sowohl Sender*innen als auch Empfänger*innen eines Kompliments das Ereignis einschätzen sollten. So wurden studentische Teilnehmer*innen aufgefordert, einer fremden Person (z. B. der vierten Person des gleichen Geschlechts, der sie in der Mensa begegnen würden) ein Kompliment zu machen (z. B. über das T-Shirt, die Jacke oder einen frei wählbaren Aspekt). Vor dieser Interaktion sollten sie in einem Fragebogen einschätzen, wie das Kompliment auf die andere Person wirken würde, wie ängstlich sie sich fühlten, wie kompetent sie das Kompliment unterbreiten könnten und wie wahrscheinlich es wäre, dass sie einer fremden Person außerhalb dieser Studie ein Kompliment machen würden. Auch nach der Interaktion machten sie verschiedene Angaben, zum Beispiel zu ihrer Befindlichkeit. Die angesprochenen Personen wurden zudem nach Erhalt des Kompliments gebeten, in einem Fragebogen festzuhalten, wie gut, glücklich und geschmeichelt sie sich aufgrund des Kompliments fühlten.

Wie erwartet zeigte sich, dass die Teilnehmer*innen mit Zunahme ihrer Ängstlichkeit sowie der Sorge, nicht kompetent zu handeln, unterschätzten, wie positiv ihr Kompliment auf die fremde Person wirken würde. Darüber hinaus legten die Ergebnisse offen, dass die Interaktion nicht nur einen positiven Effekt auf die Empfänger*innen, sondern auch auf die Sender*innen des Kompliments hatte: So fühlten sich die Teilnehmer*innen nach der Interaktion besser als zuvor und waren dadurch auch stärker geneigt, in Zukunft einer fremden Person ein Kompliment zu machen.

Was meinen Sie, wäre das nicht auch etwas für Sie? Wenn Sie das nächste Mal an der Bushaltestelle, Ampel oder Super­markt­kasse warten, anstatt auf Ihr Smartphone oder ins Leere zu schauen, achten Sie doch mal auf die Besonderheiten Ihrer Mitmenschen und geben Sie einer fremden Person ein Kompliment. Sie werden sich und der anderen Person den Tag versüßen und die Welt damit ein wenig besser machen.

 

Boothby, E. J., & Bohns, V. K. (2021). Why a simple act of kindness is not as simple as it seems: Underestimating the positive impact of our compliments on others. Personality and Social Psychology Bulletin47(5), 826–840. https://doi.org/10.1177/0146167220949003

Redaktion und Ansprech­partner*in¹: Bianca von Wurzbach¹, Selma Rudert

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