Mit wem treffen wir uns, wenn wir (un)glücklich sind?

- Verena Hofmann –

Menschen suchen vor allem angenehme soziale Kontakte auf, wenn sie unglücklich sind, aber eher unangenehme oder keine, wenn sie glücklich sind.

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Das sagte schon der Philosoph Aristoteles. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass es uns als soziale Wesen glücklich macht, in Gesellschaft anderer Menschen zu sein. Jedoch konnte bisherige Forschung nicht eindeutig zeigen, ob und wessen Gesellschaft wir aufsuchen, wenn wir glücklich sind.

Quoidbach und Kollegen untersuchten daher in einer groß angelegten Studie in Frankreich, ob man sich eher in glücklicher oder unglücklicher Stimmungs­lage mit anderen Menschen trifft und wie diese Treffen wiederum das eigene Glücksgefühl beeinflussen. Die Forschenden nahmen an, dass dabei das sogenannte „hedonistische Flexibilitätsprinzip“ gilt. Dieses Prinzip besagt, dass man sich eher dann stimmungs­aufhellenden Aktivitäten zuwendet, wenn man sich unglücklich fühlt. Fühlt man sich dagegen glücklich, ist man eher bereit, einen Teil des momentanen Glücksgefühls zugunsten eines langfristigen positiven Effekts zu opfern. Gemäß diesem Prinzip widmet man sich also dem schmutzigen Berg aus Geschirr lieber, wenn man glücklich ist, um später eine saubere Küche genießen zu können.

Zur Untersuchung der Fragestellung füllten über 30000 Teilnehmende einen Monat lang mehrmals täglich Fragebögen aus. Die Ergebnisse zeigen, dass die fröhlichsten Teilnehmenden fast doppelt so viel Zeit in Gesellschaft anderer Menschen verbrachten wie die am wenigsten fröhlichen. Vor allem mehr gemeinsame Zeit mit dem Partner oder der Partnerin sowie mit Freund*innen und Familien­mitgliedern ging mit einem größeren berichteten Glücksgefühl einher.

Im Einklang mit dem hedonistischen Flexibilitätsprinzip suchten unglückliche Personen eher angenehme soziale Kontakte. Insbesondere der Kontakt zum besten Freund oder zur besten Freundin, aber auch zu Geschwistern oder Kindern ging mit einem höheren berichteten Glücksgefühl einher. Keinen Einfluss schien hingegen der Kontakt mit Bekanntschaften, den Eltern oder auch Kolleg*innen zu haben. Glückliche Personen verbrachten ihre Zeit hingegen häufiger allein oder mit Fremden, was mit einem zeitweise reduzierten Glücksgefühl verbunden war. 

Erstaunlich waren die Befunde hinsichtlich romantischer Beziehungen. Während der Zusammenhang zwischen dem Kontakt zu romantischen Partner*innen und dem durchschnittlichen Glücksgefühl sehr groß war, hing der Kontakt kaum mit dem momentanen Glücksgefühl zu einem bestimmten Zeitpunkt zusammen. Dies könnte bedeuten, dass glückliche Personen eher romantische Beziehungen haben, oder dass das Ausmaß des Kontakts zu romantischen Partner*innen durch weitere Umstände wie das Zusammenleben beeinflusst wird.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Forschenden in ihrer Studie nur Zusammenhänge untersuchten und deshalb nicht gesagt werden kann, ob unser Glücksgefühl unsere Kontaktaufnahme beeinflusst oder die Kontaktaufnahme unser Glücksgefühl. Trotzdem geben die Ergebnisse Anhaltspunkte, wie die aktuelle Stimmung mit dem Sozialleben zusammenhängt. Wenn es einem nicht so gut geht, dann scheint es eine gute Idee zu sein, den besten Freund oder die beste Freundin anzurufen. Wenn man gerade gut gelaunt ist, kann man wiederum eher diese eine unangenehme Aufgabe mit dem oder der Neuen bei der Arbeit angehen.

 

Quoidbach, J., Taquet, M., Desseilles, M., de Montjyoe, Y.-A., & Gross, J.J. (2019). Happiness and social behavior. Psychological Science, 30, 1–12. doi: 10.1177/0956797619849666

Redaktion und Ansprech­partner*in¹: Maria Douneva¹, Mona Salwender

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