„Nach einer wahren Begebenheit“

- Kati Leweke –

Untypische Geschichten erscheinen für das Gegenüber plausibler, wenn zuvor auf den Wahrheitsgehalt der Erzählung hingewiesen wurde.

Menschen erzählen von Natur aus gerne Geschichten. Dies hat eine wichtige soziale Funktion. So fördert Geschichtenerzählen zum Beispiel die zwischenmenschliche Interaktion und beeinflusst, wie Menschen ihre Realität konstruieren. Bisherige Forschung konnte jedoch auch zeigen, dass sich das Geschichtenerzählen meist nur dann für die erzählende Person günstig auswirkt, wenn das Gegenüber die Geschichte positiv bewertet. Ein Faktor, der die Bewertung von Geschichten verbessern kann, ist ihre Plausibilität, also Glaubhaftigkeit.

Auf diesen Befunden aufbauend vermutete ein Forschungs­team um Francesca Valsesia, dass Personen ihre Geschichten oftmals mit dem Zusatz „nach einer wahren Begebenheit“ versehen, um deren Plausibilität und damit auch die Bewertung zu erhöhen. Dieser Hinweis sollte sich aber nur dann entsprechend auswirken, wenn die Geschichte Elemente enthält, die eher untypisch, sprich unüblich sind. Denn bei geringer Typikalität sollte eine Geschichte zunächst weniger plausibel erscheinen und somit von dem genannten Hinweis profitieren können.

Um diese Annahmen zu überprüfen, führten die Forschenden verschiedene Studien im Bereich der Filmbranche durch. In einer dieser Studien lasen die Teilnehmenden die Zusammenfassung eines ihnen unbekannten Films, der eine untypische, alltagsferne Handlung enthielt. Einem Teil der Befragten wurde dabei im Vorfeld ein angeblicher Zeitungs­artikel vorgelegt, der von einem Ereignis berichtete, welches der Filmhandlung ähnelte. Dies sollte die wahrgenommene Typikalität der Handlung erhöhen. Der andere Teil der Befragten las von einem Ereignis, das keinen Zusammenhang zu dem Film aufwies, wodurch die wahrgenommene Typikalität gering gehalten werden sollte. Zudem wurde variiert, ob vorgegeben wurde, dass der Film auf einer wahren Begebenheit beruht, oder ob keine Angabe dazu gemacht wurde. Schließlich sollten die Teilnehmenden die Plausibilität der Geschichte und den Film insgesamt bewerten.

Die Befunde zeigten, dass der Film unabhängig von dem Zusatz zum Wahrheitsgehalt verstärkt als plausibel und positiv eingestuft wurde, wenn die wahrgenommene Typikalität durch den Zeitungs­artikel erhöht worden war. Bei niedrig gehaltener Typikalität fielen die Urteile demgegenüber nur nach der Präsentation des Zusatzes vergleichsweise gut aus. Ohne den Hinweis zum Wahrheitsgehalt stuften die Teilnehmenden dieser Gruppe die Plausibilität und den Film schlechter ein.

In einer weiteren Studie lasen die Partizipierenden die Zusammenfassung von fünf ihnen unbekannten Filmen, die mit dem Hinweis veröffentlicht worden waren, dass sie auf einer wahren Begebenheit beruhen. In der Studie wurde jedoch zufällig variiert, ob der Hinweis gegeben wurde oder nicht. Anschließend sollten die Teilnehmenden die Plausibilität der Geschichten bewerten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmenden die Filmhandlungen als plausibler bewerteten, wenn der Zusatz verwendet worden war.

Den Forschenden zufolge weisen die Studien darauf hin, dass beispielsweise in der Filmbranche der Zusatz zum Wahrheitsgehalt insbesondere dann gegeben wird, wenn die Geschichten untypisch sind. Denn aufgrund der daraus resultierenden verminderten Plausibilität würden sie sonst schlechter bewertet werden. Somit hilft diese Forschung zu verstehen, welche Rolle der Plausibilität beim Geschichtenerzählen und der damit einhergehenden menschlichen Interaktion zukommt.

Valsesia, F., Diehl, K., & Nunes, J. C. (2017). Based on a true story: Making people believe the unbelievable. Journal of Experimental Social Psychology, 71, 105–110. dx.doi.org/10.1016/j.jesp.2017.03.001

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Bianca von Wurzbach*, Sebastian Butz

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