Nimm einen Keks oder einen Apfel ... Und komm auf die dunkle Seite der Macht

- Hanna Baumann –

Menschen, die daran glauben, dass Gut und Böse reale und handelnde Mächte sind, haben Angst durch Kontakt mit unmoralischen Personen mit Bösem angesteckt werden zu können.

Wer hat sich nicht auf den neuen Star Wars Film gefreut? Klonkrieger, Jediritter und die dunkle Seite der Macht – die individuelle Auseinandersetzung mit Gut und Böse beschäftigt nicht nur das Star Wars Universum, sondern auch die psychologische Forschung.

Da Menschen häufig keine Erklärung dafür haben, warum die Welt ist, wie sie ist, suchen sie nach möglichen Gründen für schöne und traurige Ereignisse. So werden beispielsweise Naturkatastrophen dem Einfluss einer bösen Macht zugeschrieben. Die Tendenz, das Gute und Böse als lebendige, handelnde Mächte zu sehen, nennen ForscherInnen „Moral Vitalism“. Dabei ist wichtig, dass diese Kräfte sich nicht zwingend auf Objekte oder Personen wie Gott und den Teufel beziehen, sondern auch als allgemein existierende Mächte angesehen werden können, die Einfluss auf das Verhalten von Personen nehmen können.

Manche Menschen glauben dabei mehr an die Existenz und den Einfluss von Gut und Böse, andere weniger. Diesen Glauben bringen sie dann mit ihren Moralvorstellungen in Einklang  und erklären beispielsweise unmoralisches Verhalten von Personen mit dem Einfluss des Bösen. Um zu messen, inwiefern sich Menschen in ihrem Glauben an den Einfluss von Gut und Böse unterscheiden, entwickelte ein Forschungs­team um Brock Bastian einen kurzen Fragebogen: Die Moral Vitalism Skala. Personen, die stark annehmen, dass Gut und Böse als reale Mächte in unserer Welt existieren, werden als „Moral Vitalists“ bezeichnet.

Das Forschungs­team stellte die Hypothese auf, dass „Moral Vitalists“ Angst haben könnten, sich durch direkten oder indirekten Körperkontakt mit unmoralischen Personen (z.B. Händeschütteln oder fremde Kleidung tragen) mit Bösem anzustecken. Da das Böse allgemein existiert, könnte Kontakt mit unmoralischen („bösen“) Personen dazu führen, dass man selbst anfälliger für das Zeigen von unmoralischem Verhalten werden könnte. Aus diesem Grund sollten „Moral Vitalists“ versuchen, Kontakt mit unmoralischen Personen zu vermeiden, um sich vor bösen Einflüssen zu schützen.

Diese Annahmen wurden in einer Studie überprüft, bei der die Teilnehmenden zuerst den Moral Vitalism Fragebogen ausfüllten. Dann wurden ihnen verschiedene Szenarien vorgestellt, in denen entweder ein ungewaschener Apfel und ein verpackter Keks den Boden berührt hatten, oder der (ungewaschene und mit dem Boden in Kontakt gekommene) Apfel und der Keks aus der Beute eines Ladendiebs stammen würden. In beiden Fällen sollten die Teilnehmenden angeben, wie eklig sie das Verspeisen dieser Lebens­mittel empfinden würden.

Die Forschenden fanden heraus, dass Teilnehmende mit höheren Moral Vitalism Werten mehr Ekel dabei empfanden, den ungewaschenen Apfel und den verpackten Keks zu essen, wenn diese Lebens­mittel von unmoralischen Personen z.B. einem Dieb, stammten. Dies lässt darauf schließen, dass der Kontakt (auch indirekt) mit unmoralischen Personen Unbehagen auslöst, da die Sorge vor der Ansteckung mit dem Bösem bestehen könnte. Objektiv betrachtet waren die Lebens­mittel gleich verschmutzt – doch der Kontakt mit dem bösen Dieb hat die Bewertung der Lebens­mittel beeinflusst.

Nach diesen Befunden bleibt die Frage offen: Welche Gefahr droht den Jedis von der dunklen Seite der Macht? Es wäre interessant zu erfahren, ob auch sie den Kontakt mit bösen Personen (oder ihren Schokoladenkeksen) lieber vermeiden würden oder aktiv den Kampf suchen werden.

Bastian, B., Bain, P., Buhrmester, M. D., Gómez, Á., Vázquez, A., Knight, C. G., & Swann Jr., W. B. (2015). Moral vitalism: Seeing good and evil as real, agentic forces. Personality and Social Psychology Bulletin. 41, 1069–1081. doi: 10.1177/0146167215589819

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Mariela Jaffé*, Julia Engel

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