Oops I did it again

- Sarah Müller –

Ein Misserfolg in der Selbstkontrolle kann zu weiteren Ausrutschern führen, vermutlich durch weniger Vertrauen in die eigene Fähigkeit zur Selbstkontrolle.

Eigentlich wollte man in nächster Zeit auf Süßigkeiten verzichten, und plötzlich hat man doch wieder ein Stück Schokolade im Mund. Kennen Sie das? Was hier passiert ist, ist ein Rückschlag in der Selbstregulation. Selbstregulation bezeichnet die Fähigkeit, eigene Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen zu kontrollieren und anzupassen, um bestimmte Ziele zu erreichen. Beispielsweise entscheidet man sich, keine Schokolade zu essen, obwohl man Lust darauf hat.

Pam ten Broeke und Marieke A. Adriaanse untersuchten, ob ein Rückschlag in der Selbstregulation die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Ausrutschers in der Zukunft erhöht. Wenn wir der süßen Versuchung nicht widerstehen konnten, neigen wir dann dazu, uns beim nächsten Mal wieder so zu verhalten? Zusätzlich zu dieser Frage untersuchten die Forscherinnen mögliche psychologische Gründe dafür.

Um diese Forschungs­fragen zu beantworten, führten die Forscherinnen drei Studien durch. Die Studien befassten sich mit Rückschlägen in der Selbstregulation bei Ess-, Sport- und Spar­verhalten. In jeder der drei Studien wurden die Teilnehmenden mehrmals befragt: Zum ersten Zeitpunkt der Befragung berichteten die Teilnehmenden, ob sie in der letzten Zeit Rückschläge in der Selbstregulation erlebt hatten. Neben anderen psychologischen Faktoren wurde dann die Veränderung der Selbstwirksamkeit nach einem Rückschlag oder Erfolg in der Selbstregulation erfragt. Selbstwirksamkeit ist der Glaube an die eigene Fähigkeit, eine Aufgabe zu bewältigen oder ein Ziel zu erreichen. In späteren Befragungen sollten Rückschläge und Erfolge in der Selbstregulation in der Zeit seit der letzten Befragung eingeschätzt werden.

Die Ergebnisse zeigten, dass ein Ausrutscher die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Rückschlags in der Zukunft erhöhte und die Wahrscheinlichkeit erfolgreicher Selbstregulation im Weiteren verringerte. Beispielsweise erhöhte sich bei Teilnehmenden, die gegen ihre Diät verstießen, die Wahrscheinlichkeit in Zukunft noch einmal dagegen zu verstoßen. Die Befunde deuteten zudem darauf hin, dass niedrigere Selbstwirksamkeit damit zusammenhängen könnte – beispielsweise das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, die Diät einzuhalten.

Obwohl kleine Ausrutscher der Selbstregulation für sich alleine genommen vernachlässigbar sind, können diese also mit weiteren Rückschlägen in der Zukunft zusammenhängen. Hierfür könnte eine niedrigere Selbstwirksamkeit verantwortlich sein. Ein kleines Stück Schokolade hat kaum Aus­wirkungen auf das langfristige Ziel abzunehmen. Allerdings könnte weniger Vertrauen in die eigene Fähigkeit, die Diät einzuhalten, mit weiteren Rückschlägen einhergehen. Die Studien­ergebnisse legen nahe, dass die Wahrscheinlichkeit späterer Rückschläge verringert werden könnte, wenn es nach einem Fehltritt gelingt, den Glauben an die eigene Fähigkeit zur Selbstkontrolle aufrechtzuerhalten.

Statt sich nach einem Ausrutscher Vorwürfe für die fehlende Selbstkontrolle zu machen, könnte man die Schokolade genießen und auf die eigene Fähigkeit vertrauen, es am nächsten Tag besser zu machen. Das schmeckt doch auch viel besser!

ten Broeke, P., & Adriaanse, M. A. (2023). Understanding the setback effect in everyday self-regulation. European Journal of Social Psychology, 53(4), 703–719. https://doi.org/10.1002/ejsp.2931

Redaktion und Ansprech­partner*in¹: Lea Nahon¹, Jana Berkessel

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