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Paradoxe Effekte von Lob

Jeder Mensch freut sich über Lob – Kinder freuen sich über das Lob der Eltern oder über die Fleißbiene im Schulheft, Erwachsene freuen sich über lobende Worte des Chefs. Mit Lob soll eine gute Leistung honoriert und insbesondere in frühen Jahren auch das Selbstbewusstsein gestärkt werden. Doch führt Lob tatsächlich immer zu glücklicheren und selbstbewussteren Kindern?
Laut Eddie Brummelman und seinem Forschungsteam lautet die Antwort „Nein.“ Denn es kommt auf die Art des Lobes an. Wenn Kinder beispielsweise eine gute Schulnote schreiben, so kann man sie als Person loben „Du bist richtig clever!“ oder für ihr leistungsbezogenes Verhalten „Das hast du wirklich gut gemacht!“. Diese feine sprachliche Unterscheidung kann sehr bedeutsam sein, da Kinder nach einem personenbezogenen Lob ihre Aufmerksamkeit wahrscheinlich stärker auf sich selbst richten als nach einem verhaltensbezogenen Lob. Im Falle eines anschließenden Misserfolgs beziehen sie das Versagen dann auch eher auf ihre Person und schämen sich. Zudem kann personenbezogenes Lob Kindern vermitteln, dass sie nur wertgeschätzt werden, wenn sie etwas gut machen. Läuft etwas schief, fühlen sie sich nicht mehr liebenswert. Das Forschungsteam nahm an, dass diese negativen Effekte insbesondere bei Kindern mit niedrigem Selbstwert auftreten, da diese Kinder besonders unsicher sind und die Bestätigung von anderen suchen.
Zur Untersuchung ihrer Annahmen ließ das Forscherteam Kinder zwischen acht und dreizehn Jahren ein Computerspiel spielen. Nach einer ersten Übungsrunde wurden einige der Kinder vom Spielleiter gelobt – entweder bezogen auf die Person („Du bist super!“) oder auf ihr Verhalten („Das hast du toll gemacht“). In einer zweiten Runde spielten die Kinder angeblich gegen eine andere Person. Unabhängig von ihrer tatsächlichen Leistung bekamen sie zufällig entweder zurückgemeldet, dass sie gewonnen oder verloren hatten. Im Anschluss gaben die Kinder in einem Fragebogen an, wie viel Scham sie empfanden.
Wie erwartet, waren die Schamgefühle bei den Kindern besonders stark ausgeprägt, die vor ihrem Misserfolg ein personenbezogenes Lob erhalten hatten – und das vor allem, wenn sie ohnehin ein niedriges Selbstbewusstsein hatten! Waren die Kinder hingegen zuvor für ihre Anstrengung gelobt worden, berichteten sie nach einem Misserfolg deutlich weniger Scham.
Laut diesen Ergebnissen kann personenbezogenes Lob insbesondere für Kinder mit niedrigem Selbstwert negative Konsequenzen haben. Paradoxer Weise versuchen Eltern aber gerade solche Kinder mit dem Lob ihrer Person zu bestärken – wie das Forschungsteam in einer weiteren Studie mit über 350 Eltern herausfand. Intuitiv scheinen viele Eltern unsicheren Kindern verstärkt personenbezogenes Lob zu geben, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Eltern und ErzieherInnen sollten daher darauf achten, wie sie ihr Lob formulieren und vielleicht lieber leistungsbezogenes Verhalten honorieren anstatt das Kind als Person zu loben. Personenbezogene Wertschätzung sollte sich hingegen leistungsunabhängig zeigen, damit das Kind auch nach einem Misserfolg keine Schamgefühle entwickelt – zum Beispiel so: „Du bist toll – ganz egal ob du gewinnst oder verlierst!“.
Brummelman, E., Thomaes, S., Overbeck, G., Orobia de Castro, O., van den Hout, M. A., & Bushman, B. J. (in press). On feeding those hungry with praise: Person praise backfires in children with low self-esteem. Journal of Experimental Psychology: General.
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