„Sie hat sich gar nicht über mein teures Geschenk gefreut!“

- Verena Hofmann –

In jungen Beziehungen bevorzugen Frauen eher alltägliche statt luxuriöser Geschenke, da luxuriöse Geschenke ein Machtgefälle erzeugen können.

Am Valentinstag versuchen Männer auf der ganzen Welt, ihrer Partnerin ein Geschenk zu machen.  Doch die Auswahl ist groß: Reichen ein kleiner Blumenstrauß und Schokolade als Geschenk? Oder muss es eine Designerhandtasche sein, die Status und Geldverdienerqualitäten des Mannes unterstreicht? Möglicherweise kommt es für Frauen nicht nur auf den materiellen Wert des Geschenks an, sondern auch auf den Zeitpunkt innerhalb der Beziehung.

In einer aktuellen Studien­reihe interessierten sich Ding und Kollegen dafür, wie Frauen in heterosexuellen Beziehungen luxuriöse Geschenke im Vergleich zu alltäglichen Geschenken bewerten. Die Forschenden gingen davon aus, dass verschiedene Normen eine Beziehung prägen können. Orientiert sich die Beziehung eher an Normen des Austauschs, das heißt erwartet der oder die Andere für ein Geschenk etwas im Gegenzug, dann können Geschenke ein Gefühl des Machtungleichgewichts innerhalb der Beziehung auslösen – insbesondere, wenn es sich dabei um ein teures, luxuriöses Geschenk handelt. Auch das Rollenverständnis der Beschenkten spielt eine Rolle: Geht die Partnerin davon aus, dass das Leben von Machtgefällen bestimmt ist, und akzeptiert diesen Zustand, oder ist sie gegenüber Machtdistanzen sensibel und ablehnend gestimmt?

Die Forschenden befragten dazu mit Hilfe von Onlinefragebögen Frauen, die entweder erst seit kurzem oder bereits länger in einer Beziehung waren. In der Befragung zeigte sich, dass Frauen im Durchschnitt alltägliche anstelle von luxuriösen Geschenken bevorzugten. Dieses Ergebnis galt vor allem in jungen, noch wenig gefestigten Beziehungen: In diesen Beziehungen waren mehr Frauen über ein mögliches Machtungleichgewicht besorgt, wenn sie ein luxuriöses Geschenk bekamen, als in gefestigten Beziehungen. Mit Blick auf die Normen herrschten vor allem gemeinschaft­liche Normen vor, mit einer noch stärkeren Ausprägung in gefestigten Beziehungen. Ein weiteres Ergebnis der Studien war, dass das generelle Rollenverständnis einer Frau vor allem in jungen Beziehungen auch eine Rolle spielt. Frauen, die grundsätzlich mit Machtgefällen Probleme haben, bevorzugten im Durchschnitt alltägliche Geschenke. Dahingegen bewerteten Frauen, die grundsätzlich keine Probleme mit Machtgefällen haben, luxuriöse und alltägliche Geschenke gleich gut.

Frauen wertschätzen luxuriöse Geschenke also weniger als alltägliche, besonders in jungen, wenig gefestigten Beziehungen. Erklärend hierfür ist vor allem die Wahrnehmung eines durch das Geschenk verursachten Machtgefälles. Eine interessante Er­kenntnis konnten die Forschenden vor allem bei gefestigten Beziehungen entdecken. Wenn die Frau das Geschenk eher als Zeichen der Hingabe zur Beziehung interpretiert – anstatt einer Bedrohung der Machtbalance – wurden luxuriöse Geschenke besser bewertet als alltägliche Geschenke. Die Forschenden untersuchten jedoch nur Zusammenhänge zwischen den Einstellungen und keine Ursache-Wirkungs-Beziehungen.

Am nächsten Valentinstag muss es also vielleicht nicht die Designerhandtasche oder ein Ausflug auf der Luxusyacht sein. Gerade in einer jungen Beziehung scheint es eher auf die Geste anzukommen als auf das Preisschild oder das Prestige. Auch in einer gefestigten Beziehung scheint man mit einem gut durchdachten, alltäglichen Geschenk auf der sicheren Seite zu sein.

 

Ding, W., Pandelaere, M., Slabbinck, H., & Sprott, D. E. (2020). Conspicuous gifting: When and why women (do not) appreciate men´s romantic luxury gifts. Journal of Experimental Psychology, 87. https://doi.org/10.1016/j.jesp.2019.103945

Redaktion und Ansprech­partner*in¹: Sebastian Butz¹, Lea Nahon

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