Sollte man seinen Namen beim Umzug in ein anderes Land zu Hause lassen?

- Yalcin Abay –

Lehr­ende an Universitäten in den USA antworten eher auf E-Mails von chinesischen Studierenden, die einen amerikanischen Namen annehmen.

Beinahe jeder kennt es aus dem Bekanntenkreis: Personen, die keinen landes­typischen Namen haben, tun sich schwerer bei der Wohnungs­suche. Ist das nur ein subjektiver Eindruck, dass uns der Name das Leben schwerer machen kann oder gibt es da tatsächlich einen Zusammenhang?

Dieser Frage nahm sich ein Forschungs­team an und untersuchte, ob ProfessorenInnen chinesischen Studierenden, die einen amerikanischen Vornamen annehmen, häufiger auf eine Emailanfrage antworten, als Studierenden, die ihren chinesischen Vornamen beibehalten. Die Forschenden nahmen dabei an, dass die ProfessorenInnen eher einem Studierenden mit einem amerikanischen Vornamen antworten würden, da sie diese als ihnen ähnlicher wahrnehmen würden und vorherige Forschung gezeigt hat, dass als ähnlich wahrgenommene Personen auch positiver bewertet werden.

Um diese Annahme zu prüfen, schickten die Forschenden E-Mails an 419 weiße ProfessorenInnen in den USA. In der fingierten Email bat ein chinesischer Studierender die Lehr­enden um ein Treffen, um mehr über ihre Forschung zu erfahren. Dabei erhielt die eine Hälfte der ProfessorInnen die Anfrage von „Xian“, während die andere Hälfte eine Anfrage von „Alex“ erhielt. Ansonsten war der Inhalt der Emails identisch. Wie erwartet, bekam Alex häufiger eine Antwort als Xian (in 62% versus 52.8% der Fälle).

In einer zweiten Studie wurde untersucht, wie sich die Präferenz von Multikulturalismus, also dem Unterstützen einer kulturell diversen Gesellschaft, auf die Bewertung verschiedener Personen auswirkt. Hierfür wurde den Studien­teilnehmenden eine kurze Aufnahme einer Vorlesung gezeigt, in welcher der Dozent entweder als John oder als Jian vorgestellt wurde. Es zeigte sich, dass John zwar besser als Jian bewertet wurde, dieser Effekt aber abhängig von der persönlichen Präferenz zur Unterstützung diverser Gesellschaften ist. Studierende, die Multikulturalismus stärker befürworteten, unterschieden nicht so stark zwischen John und Jian im Vergleich zu denen, die Multikulturalismus weniger befürworten.

Ob diese Ergebnisse übertragbar auf andere Kontexte sind, könnte in weiteren Studien untersucht werden. Dabei wäre es interessant zu sehen, ob sich vergleichbare Effekte für lateinamerikanische oder mittelöstliche Namen finden lassen. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Teilnehmende in der Studie ja nach Namen tatsächlich unterschiedlich auf die gleiche Person reagiert haben. Eine Generalisierung der Ergebnisse auf andere Kontexte ist allerdings noch nicht möglich. Es könnte also sein, dass fremd klingende Namen durchaus Aus­wirkungen auf die Wohnungs­suche haben – negative, wie im Anfangsbeispiel oder in den Studien, aber vielleicht auch manchmal positive, wenn sie eventuell das Interesse des Gegenübers wecken. Wir sind gespannt auf zukünftige Forschung, die uns hier weitere Einblicke geben können.

Zhao, X., & Biernat, M. (2017). „Welcome to the U.S.“ but „change your name“? Adopting Anglo names and discrimination. Journal of Experimental Social Psychology, 70, 59–68. doi: 10.1016/j.jesp.2016.12.008

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Mariela Jaffé*, Michael Wagner

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