Spaß an der Freude!

- Rasmus Möring und Lucia Boileau –

Wer Freizeitaktivitäten als verschwendete Zeit ansieht, berichtet daran weniger Freude und ein geringeres Wohlbefinden zu haben als Personen mit einer positiven Bewertung von Freizeit.

Katzenvideos schauen, Candycrush spielen, Sport treiben, Musizieren, Gärtnern – wie verbringen Sie Ihre Freizeit? Und bewerten Sie dabei bestimmte Arten der Freizeitgestaltung als „besser“ und andere als „schlechter“, je nachdem, ob Sie mit der Aktivität einen Nutzen verfolgen oder einfach nur Spaß haben? Ob und inwiefern unsere Einstellung zur Freizeit unsere Freude und unser Wohlbefinden daran beeinflussen, haben Tonietto und KollegInnen in einer Reihe von Studien unter­sucht. Dabei definieren die Forschenden Freizeit als die Zeit, die wir weder mit Arbeit noch mit weiteren Verpflichtungen (z.B. Haushalt, Pflege, Erziehung, etc.) verbringen. Insgesamt führten die Forschenden vier Studien durch, in denen sie zwischen „nutzloser“ und „nützlicher“ Freizeit unter­schieden. Während bei ersterer kein besonderes Ziel verfolgt wird (z.B. das Anschauen von Katzenvideos), dient letztere als Mittel zum Zweck (z.B. Sport ausüben zur Verbesserung der Gesundheit).

Besonders interessant waren die Ergebnisse für „nutzlose“ Freizeitaktivitäten: Die erste Studie zeigte, dass Teilnehmende, die generell eine negativere Einstellung gegenüber Freizeit hatten (z.B. der Meinung waren, dass Freizeit oft verschwendete Zeit sei), geringere Freude bei der Ausübung „nutzloser“ Freizeitaktivitäten empfanden als Teilnehmende mit einer positiveren Einstellung gegenüber Freizeit. Bei der Ausübung „nützlicher“ Freizeitaktivitäten zeigte sich hingegen kein solcher Unter­schied. In der zweiten Studie hing eine negativere Einstellung gegenüber Freizeit sogar negativ mit dem allgemeinen Wohlbefinden der Teilnehmenden zusammen (z.B. in Form von geringerem Glücks- und stärkerem Stressempfinden).

In einer dritten Studie überprüften die Forschenden, ob tatsächlich die negativere Einstellung gegenüber Freizeit die Ursache von geringerer Freude bei der Ausübung von Freizeitaktivitäten war – und nicht umgekehrt eine geringere Freude bei der Ausübung zu einer negativeren Einstellung führte. Hierzu wurden Teilnehmende in Gruppen aufgeteilt und erhielten jeweils einen fiktiven Zeitungs­artikel, in dem Freizeit entweder als etwas Nützliches, oder aber etwas Nutzloses dargestellt wurde. Im Anschluss bekamen alle Teilnehmenden eine „nutzlose“ Freizeitaktivität vorgesetzt – sie sollten ein Katzenvideo ansehen – und bewerteten danach, wie sehr ihnen diese Aktivität Freude bereitete. Die Teilnehmenden, die den Zeitungs­artikel „Freizeit ist unproduktiv“ gelesen hatten, empfanden tendenziell weniger Freude beim Sehen des Videos als diejenigen, die den Zeitungs­artikel „Freizeit als etwas Nützliches“ gelesen hatten.

Wer Freizeit also als verschwendete Zeit wahrnimmt, verschwendet sie wohl tatsächlich. Denn ihre volle Wirkung im Sinne des psychischen Wohlbefindens entfaltet Freizeit erst dann, wenn wir ihr eine entsprechende Wertschätzung zuteilwerden lassen – egal, ob es sich dabei um das „nutzlose“ Anschauen von Katzenvideos oder das „nützliche“ Treiben von Sport handelt.

 

Tonietto, G. N., Malkoc, S. A., Reczek, R. W., & Norton, M. I. (2021). Viewing leisure as wasteful undermines enjoyment. Journal of Experimental Social Psychology, 97, 104198. https://doi.org/10.1016/j.jesp.2021.104198

Redaktion und Ansprech­partner*in¹: Sebastian Butz¹ und Lucia Boileau

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