Ungesundes Essen für bessere Freundschaften?
Pizza, Döner, Chips oder Süßes – gerne greifen wir zu kalorienreichem, ungesundem Essen. Den meisten von uns ist dabei bewusst, dass der Verzehr von ungesunden Speisen mit Gesundheitsrisiken einhergeht. Das Phänomen, dass wir in guter Gesellschaft mehr essen und im Freundeskreis sogar zum Verzehr ähnlicher Speisen tendieren, kennen vermutlich ebenfalls die meisten. Zahlreiche Studien weisen so auch auf, dass sich Freund*innen in ihrem Essverhalten beeinflussen und ähneln. Doch welche Folgen hat wiederum das gemeinsame Essen ähnlicher, vielleicht sogar ungesunder Speisen für befreundete Personen? Wie wirkt es sich zum Beispiel in der Umkehr auf die Freundschaft der Beteiligten aus?
Bisherige Forschung zeigt, dass riskantes Verhalten, das zusammen mit Freund*innen ausgeübt wird, meist als aufregend erlebt wird. Zudem stärkt gemeinsam erlebtes aufregendes Verhalten unter Freund*innen die gefühlte zwischenmenschliche Nähe. Vor diesem Hintergrund vermuteten die Forscherinnen Jenna Cummings und Janet Tomiyama, dass sich das gemeinsame Essen ungesunder Speisen positiv auf die gefühlte Nähe zwischen Freund*innen auswirkt: Da es riskant sein kann, Ungesundes zu essen, sollte der gemeinsame Verzehr entsprechender Speisen als aufregend wahrgenommen werden. Dieser gemeinsam als aufregend erlebte Verzehr sollte wiederum die empfundene Nähe innerhalb des Freundeskreises erhöhen. Die Effekte sollte sich zudem verstärkt bei Personen zeigen, die sonst gewisse Diätvorgaben einhalten. Denn das gemeinsame Verspeisen von Ungesundem dürfe für sie besonders aufregend sein.
Um diese Hypothesen zu überprüfen, führten die Forscherinnen ein Experiment durch. In einer als Produkttest getarnten Situation sollten die Teilnehmenden sowie ein*e von ihnen eigens für die Studie mitgebrachte*r Freund*in einen Milchshake probieren und bewerten. Bei der einen Hälfte der Teilnehmenden wurde der Shake als süß und cremig beschrieben, bei der anderen Hälfte als gesund, fettfrei und zuckerarm. Tatsächlich waren alle Shakes von identischer Rezeptur. In Fragebögen wurde zudem erfasst, wie nah sich die Teilnehmenden ihrer*m Freund*in vor, während und nach dem Verzehr des Shakes fühlten. Auch wurde die aktuelle Gefühlslage, zum Beispiel Aufregung und Freude, sowie das sonst typische Essverhalten abgefragt.
Wie erwartet zeigte sich, dass die Teilnehmenden, die davon ausgingen, dass sie und ihr*e Freund*in einen süßen Milchshake verzehren würden, von positiveren Gefühlen berichteten als die anderen Teilnehmenden. Dies führte wiederum während des Verzehrs des Shakes zu einer als stärker empfundenen Nähe zu ihrem Gegenüber. Auch nach dem Verzehr war die gefühlte Nähe zu der befreundeten Person bei diesen Teilnehmenden erhöht. Zudem bestätigte sich, dass die Effekte insbesondere bei den Befragten auftraten, die sonst diätischen Einschränkungen ausgesetzt waren.
Der gemeinsame Konsum ungesunder Nahrung kann gemäß den Ergebnissen also dazu führen, sich seinen Freund*innen verbundener zu fühlen. Damit wird besser verständlich, warum es unter Umständen schwer sein kann, aus ungesunden Essgewohnheiten des Freundeskreises auszubrechen. Die Wahl des ungesunden Essens und die dadurch entstehende Verbundenheit mit den anderen bekräftigen sich meist gegenseitig. Das Wissen über diese Prozesse kann jedoch dabei helfen, auch in Gesellschaft häufiger bewusst zu gesünderen Mahlzeiten zu greifen.
Cummings, J. R., & Tomiyama, A. J. (2019). Food loves company: Risky eating with friends increases interpersonal closeness. Journal of Experimental Social Psychology. https://doi.org/10.1016/j.jesp.2018.07.006
Redaktion und Ansprechpartner*in¹: Bianca von Wurzbach¹, Selma Rudert
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