Vorsicht Kalorienfalle!

- Ulrike Rangel –

Auch gesundes Essen kann dick machen.

Ein saftiger Cheeseburger oder doch lieber ein gesundes Truthahnsandwich? Was wir essen, hängt nicht nur vom Hungergefühl ab, sondern auch von einer Reihe anderer Ziele. Wir wollen uns beispielsweise gesund ernähren oder etwas Gewicht reduzieren, damit die Hose wieder passt und wir uns nicht mit Diätdrinks quälen müssen. Um solche Ziele zu erreichen, ist es wichtig, den Kaloriengehalt des Essens einschätzen zu können. Schwierig wird dies dann, wenn wir die Inhaltsstoffe der Speisen nicht kennen, wie etwa bei einem Restaurantbesuch. Wenn wir trotzdem wissen möchten, ob das eben verzehrte Menü an der Hüfte ansetzt, vertrauen wir deshalb auf andere Hinweise. Zum Beispiel auf das Image des Restaurants, wie die Studien der Forscher Pierre Chandon und Brian Wansink zeigen.

Die beiden Autoren befragten Besucher einer klassischen Burger-Kette, deren Speisen landläufig als ungesund gelten und einer Sandwich-Restaurantkette, die sich über Werbekampagnen in den USA ein gesundheitsbewusstes Image erworben hat. In beiden Restaurants wurden die Besucher gebeten, den Kaloriengehalt ihres Menüs einzuschätzen. Gleichzeitig notierte der Versuchsleiter, welche Verpackungen sich auf dem Tablett des Kunden befanden, um daraus die reale Kalorienzahl zu bestimmen. Es zeigte sich, dass insbesondere Besucher des „gesunden“ Restaurants den Kaloriengehalt ihres Essens massiv unterschätzten: Bei objektiv gleicher Kalorienanzahl gaben sie um 20 Prozent niedrigere Schätzungen an als die Kunden des „ungesunden“ Restaurants. Offenbar führte das gesundheitsbewusste Image der Restaurantkette zu beträchtlichen Fehleinschätzungen der Kalorienmenge.

Diese Fehleinschätzung kann buchstäblich schwerwiegende Folgen haben: In einer zweiten Studie erhielten die Teilnehmer Gutscheine entweder für ein Menü in dem „gesunden“ Restaurant oder dem „ungesunden“ Fastfoodladen und wurden gefragt, ob sie zusätzliche Bestellungen aufgeben wollten. Kunden, die den Gutschein für das anscheinend gesunde Essen erhalten hatten, orderten größere und kalorienreichere Getränke und Desserts und verzehrten im Endeffekt mehr als anderthalb mal so viele Kalorien als Teilnehmer mit Gutschein für das Burgerrestaurant. Auf Dauer könnte sich dies in substanziellen Gewichtszunahmen niederschlagen: Die Autoren schätzen, dass regelmäßiges Essen im „gesunden“ Restaurant über ein Jahr hinweg zu 2,5 Kilo mehr auf der Waage führt – relativ zu gleich häufigem Besuch des „ungesunden“ Fastfood-Ladens.

Um die nächste Diät zu umgehen, sollte man also gerade bei anscheinend gesundem Essen über die versteckten Kalorien nachdenken, anstatt die vermeintliche Kalorienersparnis beim Truthahn-Sandwich durch eine extragroße Portion Pommes Frites wettzumachen.

P. Chandon, B. Wansink (2007). The biasing health halos of fast-food restaurants health claims: Lower calorie estimates and higher side-dish consumption intentions. Journal of consumer research, 34, 301–314.

Dieser Artikel ist in Psychologie heute erschienen (Februar 2008). www.psychologie-heute.de

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