Warum Liebe allein noch keine Berge versetzt

- Nicole Fritz –

In einer Liebesbeziehung sind die Gedanken, die wir uns über die Umsetzung eines gegebenen Versprechens machen, entscheidend dafür ob wir das versprochene Verhalten auch tatsächlich in die Tat umsetzen.

„Liebe kann Berge versetzen.“ Diese romantische Ansicht über die Allmacht der Liebe ist in unserem Denken fest verankert. Sie führt uns zu der Ansicht, dass es in Liebesbeziehungen möglich sein muss, störendes Verhalten für seine „bessere Hälfte“ und damit zum Wohle der Beziehung zu verändern, wenn nur die Liebe groß genug ist. So versprechen wir beispielsweise in Zukunft anzurufen, wenn es in der Arbeit wieder später wird, oder endlich mit dem Rauchen aufzuhören. Aber denken wir mit der rosaroten Brille auf der Nase auch an die Hektik im Büro oder den Reiz einer Zigarette an einem stressigen Arbeits­tag?

Werden Versprechen gebrochen, ist dies keine Trivialität. Ein nicht eingehaltenes Versprechen wird als Mangel an Liebe oder fehlende Anstrengung interpretiert und kann die Beziehung negativ beeinflussen. Warum aber werden – trotz bester Absichten – Versprechen so oft nicht eingehalten?

Die Forscherinnen Johanna Peetz und Lara Kammrath gehen davon aus, dass positive Gefühle in einer Beziehung (wie Intimität, Verbindlichkeit und Leidenschaft) und die Bereitschaft auf die Partnerin oder den Partner einzugehen zwar die Menge der Versprechen an sich beeinflussen, jedoch nicht das anschließend tatsächlich ausgeführte Verhalten. Ob und wie viel versprochenes Verhalten anschließend auch ausgeführt wird, sei hingegen davon abhängig, wie viele Gedanken man sich über mögliche Hürden bei der Umsetzung macht und ob man Lösungs­strategien entwickelt um diese zu überwinden. Neben dem Versprechen nicht mehr zu rauchen wäre es demnach klug sich auch zu überlegen, was zu tun ist, wenn das Verlangen nach der Zigarette an einem stressigen Arbeits­tag wieder einmal groß ist.

Die Forscherinnen führten eine Studie mit über siebzig heterosexuellen Paaren durch. Jedes Paar arbeitete gemeinsam einen Konflikt in der Beziehung heraus. Durch Münzwurf wurde entschieden, wer dem anderen verbal und schriftlich eine Verhaltensänderung versprechen würde um den Konflikt zu beseitigen. Dabei sollten die ausgelosten Teilnehmenden vor dem Versprechen entweder einen Aufsatz über die positiven Eigenschaften des Partners schreiben (um die positiven Gefühle gegenüber der Beziehung zu verstärken) oder mögliche Hürden für die Ausführung des versprochenen Verhaltens und passende Lösungs­ansätze herausarbeiten. Zwei Wochen später teilten die Paare mit, ob und wie oft das versprochene Verhalten in dieser Zeit tatsächlich gezeigt wurde. Gemäß der Hypothese hatten die Teilnehmenden, die den positiven Aufsatz geschrieben hatten, mehr versprochen als die anderen, hielten aber nicht alle Versprechen ein. Teilnehmende, die über mögliche Probleme bei der Ausführung nachgedacht hatten, versprachen insgesamt weniger, hielten anschließend aber eher ihre Versprechen.

Man sollte also generell Vorsicht walten lassen, wenn man Versprechungen macht. Mit Rücksichtnahme darauf, welche Enttäuschungen ein gebrochenes Versprechen für den Partner oder die Partnerin mit sich bringt, sollte man nicht nur überlegen, was man gerne für ihn oder sie täte, sondern auch, was man tatsächlich tun kann. Mit einem guten Plan als Ergänzung zu einem guten Vorsatz lässt sich dann vielleicht auch der ein oder andere Berg versetzen.

Peetz, J., & Kammrath, L. (2011). Only because I love you: Why people make and why they break promises in romantic relations­hips. Journal of Personality and Social Psychology, 100(5), 887–904.

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