Was Eisbären und Zigaretten gemeinsam haben

- Birgit Gutzer –

Unterdrückt man die Gedanken an das Rauchen, so raucht man danach umso mehr.

Bitte denken Sie nicht an einen Eisbären. Na, hat es geklappt? Die Aufgabe erscheint zunächst einmal sehr einfach. Allerdings denken Sie jetzt viel eher an einen Eisbären, als wenn die Instruktion anders gelautet hätte. Eine bewusste Unterdrückung von Gedanken kostet nämlich Energie. Dieser Energieaufwand macht es oft schwieriger als erwartet, die Gedanken an den Eisbären zu unterdrücken. Diese Entdeckung machten die Sozialpsychologen Wegner und sein Forschungs­team schon im Jahre 1987. Doch kann sich dieser Mechanismus der Gedanken­unterdrückung auch auf tatsächliche Handlungen wie das Rauchen auswirken? Kommt es dann also auch hier zu dem so genannten Rebound-Effekt, so dass nach der Unterdrückung eine vermehrte Handlungs­ausführung auftritt? Das würde bedeuten, dass man mehr raucht, nachdem man die Gedanken an das Rauchen unterdrücken musste.

Genau dieses Phänomen konnten James Erskine und sein Team beobachten. Dafür sollten die Teilnehmenden einer Studie ihr Rauch­verhalten über einen Zeitraum von drei Wochen protokollieren. In der ersten Woche dokumentieren sie lediglich ihren täglichen Zigarettenkonsum. In der zweiten Woche wurde zusätzlich zu dem Protokollieren eine weitere Aufgabe gestellt. Eine Gruppe sollte die Gedanken an das Rauchen bewusst ausführen, eine weitere Gruppe sollte Gedanken an das Rauchen unterdrücken, und eine dritte Gruppe bekam gar keine zusätzliche Aufgabe. Das Forschungs­team mutmaßte, dass die Teilnehmenden der zweiten Gruppe (Unterdrückung) in der zweiten Woche weniger rauchen würden – in der dritten Woche jedoch mehr als die anderen Gruppen. Wie erwartet nahm der Zigarettenkonsum in der Unterdrückungs­gruppe während der zweiten Woche ab. In der dritten Woche jedoch rauchten Teilnehmende dieser Gruppe viel mehr als diejenigen der anderen Gruppen.

Die Resultate der vorliegenden Studie räumen mit dem gängigen Mythos auf, dass es hilft mit dem Rauchen aufzuhören, indem man versucht nicht an dieses Laster zu denken. Im Gegenteil, es tritt ein Jojo-Effekt auf, sodass zwar während der Unterdrückungs­versuche weniger geraucht wird, aber danach ein erhöhter Zigarettenkonsum auftritt.

Erskine, J. A.K., Georgiou, G. J., & Kvavilashvili, L. (2010). I Suppress, Therefore I Smoke: Effects of Thought Suppression on Smoking Behavior. Psychological Science, 21 (9), 1225 – 1230.

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