Was steht auf Ihrer Geschenkeliste – Konzertkarten oder eine neue Armbanduhr?

- Annika Otto –

Menschen berichten eine positivere Stimmung und mehr Vorfreude vor dem Kauf eines Erlebnisses als vor einem anstehenden materiellen Erwerb.

Weihnachtsgeschenke besorgen ist nicht unbedingt eine erfreuliche Angelegenheit und kann in Stress ausarten. Insbesondere, wenn man das Verstauben des hundertsten Bilderrahmens vermeiden möchte, stellt sich die Frage: „Was soll man überhaupt schenken?“. Oftmals denken wir uns, dass etwas Langfristiges eher glücklich macht. Sollten wir unsere Liebsten also eher mit einer neuen Armbanduhr überraschen als mit ein paar Konzertkarten?

„Nein“ würde ein Forschungs­team um Amit Kumar antworten. Zum einen zeigt bisherige Forschung, dass Ausgaben für persönliche Erlebnisse (etwa ein Konzertbesuch oder ein Kurzurlaub) im Vergleich zu Ausgaben für materielle Güter (etwa ein neues Kleidungs­stück oder ein Fernseher) im Nachhinein mit einer größeren Zufriedenheit einhergehen. Zum anderen nahmen Kumar und Kollegen an, dass schon die Erwartung eines „Erlebniskaufs“ glücklicher macht. 

Um dieser Annahme nachzugehen, befragten sie über 2000 Erwachsene mehrmals täglich mit Hilfe einer Smartphone-App. Die Teilnehmenden gaben zu diesen Zeitpunkten an, ob sie gerade an einen geplanten Kauf dachten und was sie gegebenen Falls kaufen wollten. Darüber hinaus wurden sie gefragt, wie viel Freude ihnen das Warten auf den Kauf bereite und inwiefern sie Vorfreude oder Ungeduld verspürten. 

Die Ergebnisse zeigten zwar, dass die Teilnehmenden auch die Erwartung eines materiellen Kaufs positiv wahrnahmen, unterstützen aber die Annahme der Forscher: Wenn die Teilnehmenden an den geplanten Kauf eines Erlebnisses dachten, berichteten sie mehr Vorfreude, weniger Ungeduld und eine positivere Stimmung als wenn sie an einen materiellen Kauf oder gar keinen Kauf dachten. 

Aber könnte es sein, dass die Erlebnisse einfach teurer waren (z.B. eine Reise) als die materiellen Produkte (z.B. ein Pullover)? Aufgrund anderer Befunde des Forschungs­teams scheint dies unwahrscheinlich. Zudem blieb der Effekt bestehen, wenn man die geschätzten Kosten der Produkte statistisch kontrollierte. 

In einer weiteren Studie wurde das Warten auf den Kauf eines Erlebnisses im Gegensatz zu einem materiellen Kauf von Befragten auch dann positiver bewertet, wenn sie dafür in einer langen Schlange hatten warten müssen. Man scheint also selbst unliebsame Einkaufsbedingungen positiver zu erleben, wenn man auf den Kauf eines Erlebnisses wartet. 

Insgesamt belegen die Studien, dass die Erwartung von Erlebniskäufen (im Vergleich zu materiellen Käufen) schon während des Wartens mit positiveren Gefühlen verbunden ist. Die Autoren vermuten unterschiedliche Gründe hierfür. So mag es sein, dass die Erwartung von vergänglichen Erlebnissen mehr ausgekostet wird als dies für langlebige materielle Produkte der Fall ist. Letztere sorgen vielleicht auch eher für Stress, da man in materiellen Dingen mit anderen mithalten will (Mein Fernseher soll doch mindestens so gut sein wie der meiner Bekannten, oder?), während man bei Erlebnissen mehr an den schönen Moment oder das Abenteuer denkt.

Sie sind in Hektik und haben noch nicht alle Weihnachtsgeschenke? Eine Einkaufsplanung, die Besorgungen für gemeinsame Erlebnisse vorsieht, sollte nicht nur Ihren Liebsten Freude bereiten, sondern auch in der Lage sein, Ihre Stimmung zu steigern. 

Kumar A, Killingsworth M, & Gilovich T. (2014). Waiting for Merlot: Anticipatory consumption of experiential and material purchases. Psychological Science, 25, 1924–1931.

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