Was unser Lachen über unseren sozialen Status verrät

- Anja Spechtner –

Personen mit hohem und niedrigem sozialen Status unterschieden sich in ihrer Art zu lachen.

Wir Menschen lachen in ca. 95% all unserer Konversationen. Dabei lachen wir auf verschiedene Arten und aus verschiedenen Gründen, zum Beispiel weil wir amüsiert sind oder Zustimmung signalisieren möchten. Oft vermitteln wir unserem Gegenüber durch Lachen auch Kooperations­bereitschaft und Sicherheit. Wie vergangene Forschung aufweist, kann dies beispielsweise in schwierigen Verhandlungen nützlich sein: Während auf der verbalen Ebene Dominanz signalisiert wird, kann Lachen die Situation auf der non-verbalen Ebene entschärfen. 

Auf diesen Befunden aufbauend vermutete eine Forschungs­gruppe um Christopher Oveis, dass Personen unterschiedlich lachen, je nachdem, welchen sozialen Status sie inne haben, sprich wie angesehen sie aufgrund von Gruppen­zugehörigkeiten sind. Da ein höherer sozialer Status meist mit mehr Macht einhergeht, was oft wiederum zu enthemmtem und ausgelassenem Verhalten führt, sollten Menschen mit hohem im Vergleich zu niedrigem sozialen Status enthemmter und ausgelassener, sprich dominanter lachen. Personen von niedrigerem sozialen Status richten ihr Verhalten zudem stärker am Kontext aus (z.B. an ihrer Rolle in der Situation). Die Forschenden vermuteten daher weiter, dass diese Personen  insbesondere dann dominant anstelle von unterwürfig lachen, wenn es der Kontext zulässt, um sich so in dominantem Verhalten versuchen zu können. Personen von höherem sozialen Status sollten demgegenüber kontextunabhängig dominant lachen. Wenn sich Menschen in ihrer Art zu lachen in Abhängigkeit vom sozialen Status unterscheiden, sollten Individuen letztlich auch vom Lachen ihres Gegenübers auf dessen sozialen Status schließen. 

Um diese Annahmen zu untersuchen, führten die Forschenden eine Studie mit Mitgliedern einer Studentenverbindung durch. Je nachdem, wie lange die Studenten schon Teil der Verbindung waren, hatten sie entweder einen hohen oder niedrigen Status inne. Die Teilnehmenden wurden zufällig in Gruppen mit je vier Personen eingeteilt, von denen zwei einen höheren und zwei einen niedrigeren Status aufwiesen. Unter der Vorgabe, dass es sich um ein Spiel handele, sollte reihum jeweils eine Person von den anderen drei durch die Vergabe von Spitznamen gehänselt werden. Die Sticheleien lösten insgesamt vielfach Lachen aus. Alle Gruppen wurden bei der Untersuchung gefilmt. Im Anschluss wurden die Videos ausgewertet und das Lachen von unabhängigen Dritten als eher dominant (z.B. laut und schnell) oder eher unterwürfig (z.B. leise und langsam) eingestuft. 

Wie erwartet lachten Personen mit hohem Status häufiger dominant und seltener unterwürfig als Personen mit niedrigem sozialen Status. Zudem passten letztere ihr Lachen stärker an ihre Rolle im Spiel an: Als „Hänselnde“ lachten sie eher dominant, als „Gehänselte“ eher unterwürfig. Personen mit hohem sozialem Status lachten hingegen rollenunabhängig eher dominant. In einer weiteren Studie schätzten Versuchspersonen zudem den sozialen Status von Individuen höher ein, wenn sie dominant anstelle von unterwürfig lachten. Dieses Ergebnis zeigte sich unabhängig vom tatsächlichen Status der lachenden Person.

Die Befunde verdeutlichen, dass Lachen wichtige Informationen in sozialen Beurteilungs­prozessen bereitstellt. Und das nicht nur, wenn Freude und Humor im Spiel sind, sondern gerade auch in Situationen, die von Dominanz und Macht geprägt sind. 

Oveis, C., Spectre, A., Smith, P. K., Liu, M. Y., & Keltner, D. (2016). Laughter conveys status. Journal of Experimental Social Psychology, 65, 109–115. doi: dx.doi.org/10.1016/j.jesp.2016.04.005

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Bianca von Wurzbach*, Julia Engel 

© Forschung erleben 2017, alle Rechte vorbehalten

Zurück