Welche Geschenke bringen uns näher?

- Dennis Uhrig –

Ein Geschenk, das persönliche Informationen über die schenkende Person preisgibt, kann die Verbundenheit zwischen schenkender und beschenkter Person stärken.

Mark ist ratlos: Was soll er seiner Freundin Sarah bloß zum Geburtstag schenken? Er möchte durch das Geschenk gerne die Verbundenheit zwischen ihnen stärken. Wenn sein Geschenk jedoch nicht Sarahs Geschmack trifft, kann er damit auch genau das Gegenteil bewirken („Mark scheint mir doch nicht so nahe zu sein wie ich dachte, sonst hätte er ein passendes Geschenk gefunden!“). Was soll Mark tun?

Den gängigen Gepflogenheiten beim Schenken folgend nehmen die Forscherinnen Lara Aknin und Lauren Human an, dass Leute es bevorzugen Geschenke zu machen und zu erhalten, die auf die beschenkte Person abgestimmt sind. Solche Geschenke sollen das Selbstbild der beschenkten Person bestätigen und mit einer hohen Beziehungs­zufriedenheit einhergehen. Doch oft ist es nicht einfach, die Vorlieben des Gegenübers zu treffen und die gut gemeinte Tat des Schenkens kann nach Hinten losgehen. Deshalb ziehen die Forscherinnen noch einen anderen Wirkmechanismus des Schenkens in Betracht: Geschenke, die persönliche Informationen über die schenkende Person preisgeben, sollen zu einem stärkeren Gefühl von Verbundenheit zwischen schenkender und beschenkter Person führen. Studien zufolge fühlen sich Personen stärker miteinander verbunden, je mehr persönliche Informationen ausgetauscht werden.

Um ihre Annahmen zu testen, gaben die Forscherinnen den Teilnehmenden einer Studie die Möglichkeit, eine Lieddatei an eine andere Person zu verschenken. Dabei sollten sie ein Lied wählen, welches entweder zu ihnen selbst oder zur beschenkten Person passte. Im Anschluss sollten sowohl die Schenkenden als auch die Beschenkten angeben, wie verbunden sie sich mit der anderen Person fühlten und wie zufrieden sie mit der Beziehung zu ihr waren. Wie angenommen gaben alle Befragten an, dass sie es grundsätzlich bevorzugen Geschenke zu machen und zu erhalten, welche zur beschenkten Person passen. Überraschenderweise zeigte sich jedoch, dass es für die Schenkenden im Hinblick auf die empfundene Verbundenheit mit den Beschenkten und die Zufriedenheit mit der Beziehung keine Rolle spielte, auf wen das Geschenk abgestimmt war. Die Forscherinnen erklärten sich dieses Ergebnis so, dass Schenkende bei einem recht günstigen Geschenk wie dem Lied und aufgrund der Laborsituation womöglich in geringerem Ausmaße von Aus­wirkungen des Geschenks auf die Beziehung ausgingen. Die Beschenkten fühlten sich hingegen den Schenkenden näher, wenn sie Geschenke erhielten, welche auf die Schenkenden abgestimmt waren. Zudem waren sie auch mit der Beziehung zufriedener.

Demnach sollte Mark also Sarah ein Geschenk machen, das etwas Persönliches von ihm preisgibt, um die Verbundenheit zwischen ihnen zu stärken. Für zukünftige Geburtstage sollte er aber versuchen Sarahs Wünsche herauszufinden, denn werden immer nur Geschenke gemacht, die auf die schenkende Person abgestimmt sind, könnte dies früher oder später auch als selbstsüchtiges Verhalten wahrgenommen werden und sich somit negativ auf die empfundene Verbundenheit auswirken.

Aknin, L. B., & Human, L. J. (2015). Give a piece of you: Gifts that reflect givers promote closeness. Journal of Experimental Social Psychology, 60, 8–16. doi: 10.1016/j.jesp.2015.04. 006

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Jennifer Eck*, Svenja Seeger

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