Wie unterschreiben? – Auf die gute alte Art und Weise!

- Julia Engel –

Persönlich unterschriebene Dokumente erzeugen mehr Glaubwürdigkeit als Dokumente mit elektronischer Unterschrift.

Verträge, Anschreiben und Dienstreiseabrechungen haben eines gemeinsam – eine Unterschrift. Unterschriften haben immer eine wichtige Funktion – sie repräsentieren die Unterschreibenden. In Zeiten globaler Digitalisierung werden immer mehr Dokumente elektronisch unterzeichnet, was oft praktisch und effizient ist. Inzwischen können sogar hochkarätige Verträge elektronisch unterschrieben werden, wie beispielsweise von NBA Spieler Deron Willams. Marco Reuss hingegen hat seine Vertragsverlängerung beim BVB handschriftlich unterschrieben. Hat dies vielleicht eine psychologische „Signal­wirkung“? Nehmen Menschen elektronische Unterschriften als gleichwertig zur traditionellen handschriftlichen Unterschrift wahr? 

Dieser Frage ging Eileen Chou von der University of Virginia nach. In mehreren Studien konnte sie zeigen, dass elektronische und handschriftliche Unterschriften sehr unterschiedlich auf die Betrachtenden wirken können. In einer Studie wurde den Teilnehmenden beispielsweise eine Reisekostenabrechnung vorgelegt, die entweder handschriftlich oder elektronisch unterschrieben war. Die Teilnehmenden beantworteten mehrere Fragen zur Glaubwürdigkeit des Dokuments. So sollten sie angeben, inwiefern sie die Abrechnung genehmigen würden und einschätzen, ob eine oder mehrere Revidierungen von Nöten seien. Wichtig war, dass die Teilnehmenden dabei nicht explizit auf die Unterschrift auf dem Dokument hingewiesen wurden, sondern die Dokumente nur allgemein bewerteten.

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass die elektronisch unterschriebene Abrechnung als weniger glaubwürdig bewertet wurde als die handschriftlich unterschriebene. Dies war unabhängig von der Vertrautheit, welche die Teilnehmenden mit elektronischen Unterschriften und neuen technischen Entwicklungen berichteten. Entscheidend war aber, dass bei einer elektronischen Unterschrift (im Vergleich zur handschriftlichen Unterzeichnung) die „soziale Präsenz“, also die Einbindung und Aufmerksamkeit der Unterzeichnenden, als geringer wahrgenommen wurde als bei einem handschriftlich unterschriebenen Dokument. In weiteren Studien zeigte sich, dass verschiedene Arten elektronischer Unterschriften (beispielsweise ein Kästchen anklicken, eine PIN eingeben oder den Namen auf der Tastatur eintippen) im Vergleich zur handschriftlichen Unterzeichnung alle so wahrgenommen wurden, als ob die Unterschreibenden weniger involviert seien. Die Konsequenzen daraus waren weitreichend  – bei Verträgen die „nur“ eine elektronische Unterschrift trugen, wurde die Wahrscheinlichkeit, dass die Unterzeichnenden den Vertrag brechen würden, als deutlich höher eingestuft.

Aufgrund der Studien­ergebnisse scheint viel dafür zu sprechen, Verträge weiterhin per Hand zu unterschreiben. Realistisch gesehen werden sich elektronische Unterschriften aus rein praktischen Gründen aber mehr und mehr durchsetzen – und mit der Zeit wächst vielleicht auch das Vertrauen in diese neue Form des Unterzeichnens. 

Chou, E. Y. (2014). Paperless and soulless: E-signatures diminish the signer’s presence and decrease acceptance. Social Psychological and Personality Science. Advance online publication. doi: 10.1177/1948550614558841

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Janin Rössel*, Mariela Jaffé

© Forschung erleben 2015, alle Rechte vorbehalten

Zurück