“Wie war der Name noch gleich?”

- Malte Zimdahl –

Menschen mit schwer auszusprechenden Nachnamen sind weniger beliebt und erfolgreich als eine „Lena Müller“ oder ein „Peter Schneider“.

Menschen mit einem schwer aussprechbaren Nachnamen kennen das – egal, wo man ihn nennen soll, ob in der Arztpraxis, im Bürgeramt oder am Telefon – beinahe jedes Mal folgt die höfliche Aufforderung, ihn doch bitte zu buchstabieren oder ihn wenigstens noch einmal zu wiederholen. Das kann manchmal ganz schön lästig sein.

Hat ein solch schwierig auszusprechender Nachname eventuell jedoch weitreichendere Folgen? Wirkt er sich vielleicht auch darauf aus, wie Menschen wahrgenommen werden? Pointierter gefragt: Hat unser Name (also etwas, für das wir nichts können), einen Einfluss darauf, ob wir von anderen gemocht werden? Und was kann das für Konsequenzen in unserem Alltag haben?

Mit diesen Fragen beschäftigte sich ein Forschungs­team um Simon Laham. In einer ersten Studie legte es seinen Teilnehmenden eine Liste mit Nachnamen vor und bat sie anschließend zu beurteilen, wie leicht die Namen auszusprechen sind und wie sehr sie die Namen mögen. Tatsächlich stellte sich heraus, dass Nachnamen, die einfacher auszusprechen sind, mehr gemocht wurden. Lässt sich nun allein aus dieser Tatsache ein Rückschluss darauf ziehen, ob auch die Personen hinter den Namen mehr gemocht werden?

Natürlich gibt es unzählige Faktoren, die beeinflussen, ob wir eine Person mögen oder nicht. Der Nachname wird dabei einen wesentlich geringeren Einfluss haben als beispielsweise die Charaktereigenschaften eines Menschen. Wenn wir über jemanden allerdings nicht viel mehr Informationen zur Verfügung haben als den Namen, könnte es sein, dass wir Lena Müller dann anders behandeln als Lena Pfattheicher? Bekommen Menschen mit leicht aussprechbaren Nachnamen andere, womöglich sogar bessere Chancen oder Möglichkeiten, weil wir ihren Namen mehr mögen? Sind diese Menschen dadurch vielleicht sogar erfolgreicher?

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, schauten sich die Forscher am Beispiel von amerikanischen Anwaltskanzleien an, wer in den Kanzleien eine hohe Position innehat und ob die jeweiligen Namen leicht oder schwer auszusprechen sind. Das Ergebnis ist erstaunlich: In der Tat besetzten AnwältInnen mit einfach auszusprechenden Nachnamen in ihren jeweiligen Kanzleien höhere Positionen als AnwältInnen mit schwierig auszusprechenden Nachnamen. Nun könnte man argumentieren, dass die Herkunft des Namens eine Rolle spielt, das heißt in diesem speziellen Fall, ob der Name anglo-amerikanischen Ursprungs ist oder nicht. Doch auch dieser Einwand konnte entkräftet werden: Betrachtet man beide Gruppen getrennt (AnwältInnen mit anglo-amerikanischem Namen vs. AnwältInnen mit ‘fremden‘ Namen), findet man auch hier den Effekt, dass diejenigen mit leicht auszusprechenden Namen eine höhere Position innehaben.

Sicherlich haben die Wissenschaft­ler um Laham ein Forschungs­gebiet betreten, das noch viele Fragen zu beantworten hat. Bevorzugen wir Menschen alleine aufgrund ihres Namens? Behandeln wir andere un­gerecht, weil wir ihren Nachnamen nicht mögen? Können sich zum Beispiel Lehr­erInnen eines solchen Einflusses bei der Bewertung von schulischen Leistungen entziehen? Die Forschung von Simon Laham und Kollegen legt jedenfalls nahe, dass der Name eines Menschen weitreichende Folgen im Alltag und Beruf haben kann.

Laham, S. M., Koval, P., & Alter, A. L. (2012). The name-pronunciation effect: Why people like Mr. Smith more than Mr. Colquhoun. Journal of Experimental Social Psychology, 48, 752–756.

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