Zeig mir, ob ich dir trauen kann!

- Isabelle Häfner –

Wie sehr wir jemandem vertrauen, hängt von unserer Einschätzung ab, inwieweit unser Gegenüber sein Verhalten kontrollieren kann.

In Beziehungen und in Freundschaften ist Vertrauen sehr wichtig. So verraten wir unseren FreundInnen unsere Ängste und Schwächen, wodurch wir uns von deren Stillschweigen abhängig machen. In Liebesbeziehungen riskieren wir verletzt zu werden, indem wir uns emotional unserem Gegenüber öffnen. Eine Voraussetzung für unser seelisches Wohlbefinden ist es also, unser Vertrauen nur solchen Menschen entgegenzubringen, die damit umzugehen wissen. Doch wie entscheiden wir, ob und wie sehr wir jemandem vertrauen? Woraus schließen wir beispielsweise, dass die beste Freundin ein anvertrautes Geheimnis nicht beim nächsten Kaffeeklatsch zum Besten geben wird?

Genau diese Fragen untersuchten die niederländischen Forscherinnen Francesca Righetti und Catrin Finkenauer. Sie nahmen  an, dass Selbstkontrolle eine wichtige Voraussetzung für Vertrauen ist. Selbstkontrolle ist das Ausmaß, in dem Menschen dazu fähig sind, ihr eigenes Verhalten zu kontrollieren. Je mehr Selbstkontrolle man hat, desto besser kann man ungewolltes Verhalten unterdrücken und stattdessen angemessenes Verhalten zeigen. Selbstkontrolle sollte demnach also wichtig für Vertrauen sein, da sie einen dazu be­fähigt, nicht nach seinem eigenen Vorteil zu handeln, sondern die Beziehung zu einer anderen Person über den eigenen Egoismus zu stellen. Zum Beispiel plaudern vertrauensvolle FreundInnen unsere Geheimnisse nicht aus, auch wenn das vielleicht lustig wäre, sondern behalten sie für sich, um die Beziehung nicht zu gefährden.

Um ihre Annahme zu überprüfen untersuchten die Autorinnen Ehepaare, die im Schnitt seit fast 8 Jahren verheiratet waren. Die Teilnehmenden beantworteten unabhängig voneinander einen Fragebogen, in dem sie den/die PartnerIn hinsichtlich verschiedener Eigenschaften wie Vergebungs­bereitschaft, Zuverlässigkeit und Zielstrebigkeit einschätzen sollten. Hierbei wurde auch nach der Fähigkeit des Gegenübers zur Selbstkontrolle gefragt. Abschließend gaben die Teilnehmenden an, wie sehr sie ihrem/r PartnerIn vertrauen. Untersucht wurde nun, wie sehr die einzelnen Eigenschaften mit der Selbstkontrolle und diese wiederum mit dem Vertrauen in den/die PartnerIn zusammenhängen.

Die Ergebnisse zeigen, dass dem Gegenüber umso mehr Selbstkontrolle zugeschrieben wurde, je vergebungs­voller, zuverlässiger und zielstrebiger man es einschätzte. Entsprechend der Forschungs­annahme ging eine höhere zugeschriebene Selbstkontrolle schließlich mit mehr Vertrauen einher. Dies lässt vermuten, dass wir aus dem vergangenen Verhalten einer Person auf deren Fähigkeit zur Selbstkontrolle schließen. Diese kann dann wiederum als Basis für unser Vertrauen dienen.

Einer Freundin, die sich durch Zuverlässigkeit ausgezeichnet hat, werden wir vor dem Kaffeeklatsch also eher ein Geheimnis anvertrauen als einer, die uns schon mehrmals versetzt hat. Möchte man umgekehrt, dass eine Person einem Vertrauen schenkt, so sollte man ab und zu die eigene Selbstkontrolle unter Beweis stellen. Falls Ihr/e PartnerIn demnächst also wieder etwas vergisst, was Ihnen wichtig ist, dann verzeihen Sie es ihm/ihr doch einfach mal. Man wird es Ihnen wahrscheinlich mit Vertrauen danken.

Righetti, F., & Finkenauer, C. (2011). If you are able to control yourself, I will trust you: The role of perceived self-control in interpersonal trust. Journal of Personality and Social Psychology, 100, 874–886.

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