Zugeben lohnt

-David Grüning-

In sozialen Medien zuzugeben, dass man falsch lag, hat zur Folge, dass man positiver wahrgenommen wird und sich andere auch lieber mit einem austauschen möchten.

In sozialen Medien wie Facebook oder Twitter laufen Diskussionen um kontroverse Themen wie beispielsweise die Klimakrise oft heiß. Wir alle kennen Beiträge, in denen jemand partout an einer Überzeugung festhält, obwohl diese schlichtweg nicht auf Tatsachen basiert oder ihnen sogar entgegensteht. Weitaus seltener lesen wir, dass Personen zugeben, mit ihren Annahmen falsch gelegen zu haben. Doch könnte ein solch öffentliches Eingestehen von fehlerhaften Annahmen nicht auch soziale Vorteile mit sich bringen? Wie wirkt es auf andere, wenn wir zugeben, nicht richtig gelegen zu haben?

Diese Fragestellung untersuchte ein Forschungs­team in vier Studien. In einer der Studien lasen die Teilnehmenden auf Facebook eine Diskussion zwischen zwei Personen über die richtige Durchführung einer Diät. Die eine Hälfte der Teilnehmenden las einen Austausch, in dem Person A am Ende zugab, falsch gelegen zu haben. Der Austausch endete mit Person As Kommentar: “Vielen Dank für die Informationen und das Gespräch. Ich hatte Unrecht und Sie hatten Recht.” Die andere Hälfte der Teilnehmenden bekam eine Version, in der Person A ausdrücklich betonte, nicht falsch gelegen zu haben, und auf ihrer Position beharrte. Obwohl Person As Überzeugung klar mehreren, unabhängigen Studien­ergebnissen widersprach, beendete sie den Austausch mit: “Vielen Dank für die Informationen und das Gespräch. Ich denke, wir sind uns einig, dass wir uns uneinig sind.” Nachdem die Teilnehmenden die jeweilige Unterhaltung auf Facebook verfolgt hatten, bewerteten sie Person A hinsichtlich verschiedener Persönlichkeits­eigenschaften. Danach gaben die Teilnehmenden an, wie gerne sie sich zukünftig mit Person A austauschen würden.

Wenn Person A ihre fehlerhafte Annahme offen zugegeben hatte, wollten die Teilnehmenden in Zukunft lieber mit ihr interagieren. Dieses Ergebnis ließ sich dadurch erklären, dass Person A unter anderem als verträglicher, freundlicher und kompetenter wahrgenommen wurde, wenn sie ihren Irrtum eingestanden hatte. In weiteren Studien zeigten die Forschenden, dass diese positiven sozialen Effekte verschwanden, wenn das Eingestehen eines Fehlers als sarkastisch, also als bissig oder spöttisch, wahrgenommen wurde.

Einen Irrtum in einer Diskussion in den sozialen Medien aufrichtig zuzugeben, kann sich also positiv auf die Bewertung verschiedener Charaktereigenschaften wie Verträglichkeit, Freundlichkeit oder Kompetenz auswirken. Das verstärkt wiederum die Bereitschaft anderer, sich mit einem austauschen zu wollen. Insofern kann es strategisch vorteilhaft sein, offen zuzugeben, dass man falsch lag, da es das öffentliche Ansehen erhöhen kann. Zudem könnte sich die Chance bieten, Personen zu erreichen, die bei wichtigen Themen wie der Klimakrise anderer Meinung sind.

 

Fetterman, A. K., Muscanell, N. L., Wu, D., & Sassenberg, K. (2022). When you are wrong on facebook, just admit it: Wrongness admission leads to better interpersonal impressions on social media. Social Psychology, 53(1), 34–45. https://doi.org/10.1027/1864-9335/a000473

Redaktion und Ansprech­partner*in¹: Lea Nahon¹ und Bianca von Wurzbach, Dominik Maiori

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