Bitte keine Überraschungs­geschenke!

- Veronica Thomas –

Ausdrücklich gewünschte Präsente erfreuen mehr als alternative Geschenke.

Sie kennen wahrscheinlich folgendes Problem: Sie sind zu einer Feier eingeladen und wissen nicht, was Sie schenken sollen. Die Gastgebenden haben Ihnen ein paar Wünsche genannt; trotzdem sind Sie sich nicht sicher, ob Sie nicht lieber kreativ sein und sich ein besonderes Geschenk überlegen sollten. Über welches Geschenk würden sich die Beschenkten wohl mehr freuen –über das kreative, selbst überlegte Geschenk oder über eines aus der Wunschliste?

Francesca Gino und Francis Flynn vermuteten, dass Schenkende Geschenkwünsche oft nicht richtig wahrnehmen und zudem alternative Geschenke als taktvoller und persönlicher erachten. Dagegen seien Beschenkte oft frustriert, wenn ihre Wünsche nicht ernst genommen werden. Das Forschungs­team prüfte daher, über welche Art von Präsent sich Beschenkte mehr freuen und ob die Schenkenden dies korrekt vorhersagen können.

In einer Studie wurden verheiratete Studien­teilnehmende gebeten, sich an ihre eigene Hochzeit (Rolle der „Beschenkten“) oder an eine Hochzeit eines anderen Paares zu erinnern (Rolle der „Schenkenden“). Außerdem sollten sie sich an ein erhaltenes, beziehungs­weise gegebenes Geschenk erinnern, das entweder aus der Wunschliste des Hochzeitpaares stammte oder nicht. Dann sollten die Teilnehmenden einschätzen, wie sehr sie sich selbst beziehungs­weise das beschenkte Hochzeitspaar über dieses Geschenk gefreut hatten. Die Ergebnisse zeigen, dass Beschenkte sich über gewünschte Geschenke mehr freuten als über alternative Geschenke. Interessanterweise sind sich Schenkende dessen jedoch nicht bewusst. Sie nahmen an, dass sich die Beschenkten gleichermaßen über gewünschte und alternative Geschenke freuten.

Diese Fehleinschätzung der Schenkenden tritt allerdings nur auf, wenn die Beschenkten mehrere Wünsche geäußert hatten. Stand nur ein Geschenk auf der Wunschliste, dann nahmen auch die Schenkenden an, dass sich die Beschenkten über ein gewünschtes im Vergleich zu einem alternativen Präsent mehr freuen würden.

Was kann man daraus lernen? Wer beschenkt wird und nicht wunschlos ist, sollte die Wünsche klar und direkt äußern und dabei am besten jeder schenkenden Person nur einen Wunsch angeben, damit dieser Wunsch auch erfüllt wird. Wer dagegen als Schenkender auf der Suche nach einem passenden Geschenk ist, kann mit offenen Ohren für die Wünsche der Beschenkten die größte Freude hervorrufen.

Gino, F. & Flynn, F. J. (2011). Give them what they want: The benefits of explicitness in gift exchange. Journal of Experimental Social Psychology, 47(5), 915–922.

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