Der (Alp-)Traum vom Schlanksein

- Mareike Wickop –

Schlanke Models in den Medien verschlechtern unser Selbstwertgefühl.

Die Medien zeigen sie uns überall: Schöne, schlanke Mädchen mit viel Erfolg. Die Zahl zum Glück ist neuerdings 32. Doch nur wenige können diese derzeit angesagte Kleidergröße tragen. Die Medien vermitteln also ein unrealistisches Bild, das trotz seiner Realitätsferne für viele Mädchen und junge Frauen zum Standard geworden ist. Kleidergröße 32 ist damit kein Traum mehr, sondern ein von den Medien diktiertes Muss, das für viele zum Alptraum wird. Worin besteht das Problem dieses Schlankheitswahns?

Die Folgen sind große Un­zufriedenheit mit dem eigenen Körper und ein Selbstwertgefühl, das sich nach dem eigenen Aussehen bemisst. In einer aktuellen Studie hat ein kanadisch-amerikanisches Forschungs­team gezeigt, dass die in den Medien verbreiteten soziokulturellen Normen einen direkten Einfluss auf das Selbstwertgefühl und die Zufriedenheit mit der eigenen Figur haben. In ihrer Untersuchung präsentierten sie einer Gruppe junger Frauen entweder ausschließlich neutrale Werbespots oder zusätzlich solche, in denen sehr schlanke Models zu sehen waren. Bei einer anschließenden Befragung zeigte sich, dass die Frauen, die keine Models gesehen hatten, ein positiveres Bild ihres eigenen Körpers hatten und ein Selbstwertgefühl, das sich weniger am Aussehen orientierte. Zudem schien ihnen die Bewertung durch andere weniger wichtig zu sein – eine Bewertung, die häufig gerade denjenigen besonders wichtig ist, die dem Schlankheitswahn verfallen sind. In Anbetracht der Tatsache, dass Fernsehspots und Werbeplakate so viele schlanke Frauen zeigen, sind das erschreckende Befunde.

Gleichzeitig beschreiben die Forscher jedoch auch eine Möglichkeit dem gefährlichen Sog des Schlankheitswahns zu entkommen: In einer weiteren Untersuchung erzielten sie mit einem Training bei 12jährigen Schülern erstaunliche Erfolge. Bei diesem Training wurde den Schülern vermittelt, wie man sich gegen das Diktat der Medien wehren kann. In Klein­gruppen und Rollenspielen wurden dabei Bewältigungs-Strategien diskutiert und zusammengestellt, die verhindern sollen, dass sich Jugendliche zu sehr vom in der Werbung verbreiteten Ideal beeinflussen lassen. Auch der Aspekt der Realitätsferne wurde zum Thema gemacht, indem den Schülern aufgezeigt wurde, wie viel Zeit für ein Werbefoto verwendet werden muss, damit Haarstyling, Makeup und Kleidung perfekt sind. Eine Woche nach dem Training waren besonders Mädchen zufriedener mit ihrem Körper und richteten ihr Selbstwertgefühl weniger stark nach dem Aussehen, als diejenigen, die kein Training absolviert hatten. Auch die Bewertung durch andere schien weniger wichtig zu werden. Die Forscher zeigen damit einen Weg auf, dem Sog irrealistischer Schlankheitsvorstellungen zu entkommen.

Strahan, E.J., Lafrance, A., Wilson, A. E., Ethier, N., Spencer, S. J., Zanna, M. P.(2008).Victoria’s Dirty Secret: How Sociocultural Norms Influence Adolescent Girls and Women. Personality and Social Psychology Bulletin, 34 (2), 288–301.

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