Der Zyklus der Sparfüchse

- Nora Frey –

Die Vorstellung, dass sich das Leben in Kreisläufen wiederholt, hilft Geld zu sparen.

Das Auto ist kaputt und das Geld, das man für solche Notfälle beiseitegelegt hat, wurde in teure Kleidung investiert. Manchmal wird aus dem Sparen einfach nichts, weil es so viele schöne Dinge gibt, für die wir unser Geld lieber ausgeben. 

Laut einer aktuellen Studie soll uns unsere Sichtweise auf das Leben jedoch beim Sparen helfen können. Leona Tam und Utpal Dholakia unterschieden in ihren Untersuchungen zwei bereits erforschte Arten das Leben zu betrachten und überprüften deren Aus­wirkungen auf das Sparen. Bei der „linearen Sichtweise“ wird das Leben als ein stetiger Weg angesehen, der sich in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einteilen lässt. Der Fokus liegt dabei auf dem Vorwärtsschreiten der Zeit. Man geht davon aus, dass die Zukunft stets eine Verbesserung gegenüber der Gegenwart darstellt. Aufgrund dieser optimistischen Annahme sollten Menschen mit linearer Sichtweise die Vorstellung teilen, heute nicht notwendigerweise sparen zu müssen, um in Zukunft Geld zu haben. Bei der zweiten, der „zyklischen Sichtweise“ wird das Leben in Kreisläufen wahrgenommen, in denen gegenwärtige Ereignisse in der Zukunft wiederkehren werden. Personen mit diesem Blickwinkel sollten  eher sparen als Menschen mit linearer Sichtweise, da sie die zukünftigen Konsequenzen ihres gegenwärtigen Handelns mehr im Blick haben und nicht ganz so optimistisch in die Zukunft schauen. 

Die Forschenden überprüften diese Annahmen in einem Experiment in den USA. Dabei wurde einer ersten Gruppe das Leben und auch der Prozess des Sparens als eine lineare, stetige Verkettung von Ereignissen beschrieben. Schon beim heutigen Sparen sei besonders wichtig, das finale, zukünftige Sparziel zu fokussieren, welches zu einer verbesserten Situation führe. Einer zweiten Gruppe wurde das Leben und Geldsparen demgegenüber als sich immer wiederholende Zyklen vorgestellt. So könne auch zukünftig am meisten Geld gespart werden, wenn man sich auf das Sparen in der Gegenwart konzentriere. Die Teilnehmenden bekamen die Aufgabe, die Sparmethode mit linearer beziehungs­weise zyklischer Sichtweise in den nächsten zwei Wochen anzuwenden. Eine dritte Gruppe diente als Kontroll­gruppe und bekam keine besondere Sparinstruktion. Alle Teilnehmenden sollten schließlich schätzen, wie viel Geld sie in den folgenden zwei Wochen sparen würden. Nach Ablauf dieser Zeit sollten sie darüber hinaus angeben, wie viel Geld sie tatsächlich gespart hatten.

Die Ergebnisse der Studie sprechen für die Annahmen des Forschungs­teams. Teilnehmende mit dem zyklischen Blickwinkel schätzten nicht nur, dass sie mehr Geld sparen würden. Sie sparten im Schnitt auch 82 Prozent mehr als die Teilnehmenden mit der linearen Sichtweise. Letztere und die Personen der Kontroll­gruppe unterschieden sich in ihren Ergebnissen dagegen nicht wesentlich. Das deutet darauf hin, dass in den USA eher die lineare Sichtweise vorherrscht. 

Die Studie zeigt auf, dass Menschen mit der Ansicht, das Leben bestehe aus Zyklen, vermutlich mehr sparen als Menschen, die das Leben als linearen Prozess ansehen. Fraglich bleibt jedoch, ob tatsächlich die zyklische Sichtweise oder der Fokus auf die Gegenwart der Grund für die Ergebnisse ist. In jedem Fall schadet es dem Kontostand nicht, beim Blick in die Zukunft, die Gegenwart im Auge zu behalten.

Tam, L., & Dholakia, U. (in press). Saving in cycles how to get people to save more money. Psychological Science.

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