Die Macht der Faust

- Jana Janssen –

Wenn Männer eine Faust ballen, nehmen sie sich als mächtiger wahr.

Die meisten Menschen haben eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie ordentlich, ehrlich oder auch mächtig sie selbst sind. Diese Selbstwahrnehmung ist nicht starr, sondern hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Unter anderem geht man davon aus, dass unsere Selbstwahrnehmung auch in unserem Körper „verankert“ ist. Die Forscher Thomas Schubert und Sander Koole untersuchten in diesem Zusammenhang, ob das Ballen einer Faust Einfluss darauf hat, wie mächtig man sich wahrnimmt.

Die Überlegung hinter dieser Annahme ist folgende: In Situationen, in denen man sich mächtig fühlt oder in denen man Macht erreichen will, machen Menschen häufig eine Faust oder gebrauchen diese sogar. Gedanken an Macht sind daher bei vielen Menschen mit dem Ballen einer Faust verknüpft. Dreht man diese Verknüpfung um, so erscheint es plausibel, dass das Ballen einer Faust Gedanken an Macht quasi „reaktivieren“ kann.

Um diese Annahme zu überprüfen, spielten die Teilnehmenden einer Studie zunächst das Spiel „Schere-Stein-Papier“. Anschließend wurden sie gebeten, mit ihrer Hand entweder einen Stein (Faust) oder eine Schere (keine Faust) zu formen. Während dieser Aufgabe sollten die Teilnehmenden ihr Durchsetzungs­vermögen und ihr soziales Ansehen einschätzen – zwei Eigenschaften, die eng mit Macht verknüpft sind.

Es zeigte sich, dass Personen, die eine Faust machen sollten, sich als durchsetzungs­fähiger und sozial anerkannter (sprich: als mächtiger) wahrnahmen. Dies galt allerdings nur für Männer. Bei Frauen hatte das Ballen einer Faust keinen Einfluss darauf, wie mächtig sie sich einschätzten. Dies hängt möglicherweise damit zusammen, dass für Männer Körpereinsatz in Machtsituationen eher akzeptiert ist und eher davon Gebrauch gemacht wird, so dass bei Männern die Verknüpfung zwischen „Faust“ und „Macht“ stärker ausgeprägt ist als bei Frauen.

Körperliche Empfindungen (z.B. eine Faust machen) haben also einen Einfluss darauf, wie wir uns selbst wahrnehmen. Das heißt, dass unsere Selbstwahrnehmung auch auf Informationen basiert, die wir als Signale von unserem Körper bekommen. Wenn Sie sich das nächste Mal als mächtiger wahrnehmen wollen, dann ballen Sie doch einfach mal die Faust … (aber bitte nicht die Faust benutzen!).

Schubert, T. W., & Koole, S. L. (2009). The embodied self: Making a fist enhances men’s power-related self-conceptions. Journal of Experimental Social Psychology, 45 (4), 828–834.

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