Direkt gesagt, dauerhaft geändert!

- Elena Postpischil –

Direkt anzusprechen, was einen am Partner stört, ist langfristig am erfolgreichsten.

„Es ärgert mich, dass Tom so oft zu spät kommt, aber ich weiß nicht, wie ich ihm das sagen soll. Was meinst du, soll ich ihn direkt darauf ansprechen oder es lieber ein bisschen verpacken?“ Vielen wird diese Situation bekannt vorkommen: Man möchte den Partner oder die Partnerin auf eine störende Eigenschaft ansprechen, weiß aber nicht so ganz, wie.

Mit genau dieser Problematik beschäftigte sich jüngst das Forschungs­team um Nickola Overall. Die Wissenschaft­lerInnen gingen der Frage nach, welche Kommunikations­strategie am effektivsten ist, um seinem Partner mitzuteilen, was einen am anderen stört. In einer Studie sollten sich Paare in einer fünfminütigen Diskussion über jeweils eine Eigenschaft des Partners und der Partnerin unterhalten, bei der sie sich eine Änderung wünschten. Dabei wurden sie dazu angehalten, wie gewohnt zu kommunizieren und im Anschluss einzeln befragt, wie sie den Erfolg des Gesprächs einschätzten. Während des folgenden Jahres berichteten die Teilnehmenden dann alle drei Monate von dem tatsächlichen Erfolg, also einer Änderung des Partners hinsichtlich der thematisierten Eigenschaft.

Die Wissenschaft­lerInnen ordneten die auf Video aufgezeichneten Diskussionen vier verschiedenen Kommunikations­strategien zu. Dies waren eine negativ-direkte Strategie (beispielsweise sehr forderndes Auftreten mit dem Ziel eine Änderung zu erzwingen), eine negativ-indirekte Taktik (wie Schuldgefühle beim anderen zu erwecken), eine positiv-direkte Herangehensweise (z.B. explizites Ansprechen des Problems und konkrete Änderungs­vorschläge) sowie eine positiv-indirekte Strategie (beispielsweise versteckte, humorvolle Kritik zum Abschwächen der Konfliktsituation).

Dann prüfte das Forschungs­team, ob es einen Zusammenhang zwischen der Kommunikations­art und der berichteten Änderung des Partners gibt. Es zeigte sich Folgendes: Direkt im Anschluss an die Diskussion wurden negativ-direkte, negativ-indirekte sowie positiv-direkte Taktiken als wenig erfolgreich eingeschätzt. Nur bei positiv-indirekten Herangehensweisen nahmen die Teilnehmenden an, dass diese zum Erfolg führen und der Partner bzw. die Partnerin sich ändern würde. Als die Wirksamkeit der verschiedenen Kommunikations­strategien während des folgenden Jahres erfragt wurde, zeigte sich jedoch ein gegenteiliges Erfolgsmuster. Direkte Strategien, sowohl positive als auch negative, bewirkten langfristig deutlich mehr Änderung der vom Partner angesprochenen Eigenschaft. Indirekte Taktiken hingegen riefen kaum eine Veränderung hervor. Eine Erklärung hierfür könnte sein, dass durch lediglich indirekte Hinweise dem Partner das Problem sowie die Dringlichkeit einer Änderung nicht deutlich wird.
Was lernen wir daraus?

Auch wenn es anfangs unangenehm sein mag, direkt anzusprechen, was einen am Partner stört, so ist dies letztendlich doch effektiver als „um den heißen Brei herum zu reden.“ Am erfolgversprechendsten ist dabei eine positiv-direkte Strategie, bei der man das Problem klar darstellt und das gewünschte Ausmaß der Änderung vermittelt. Somit erkennt der Partner bzw. die Partnerin leichter das Problem sowie dessen Ernsthaftigkeit und ist dadurch motivierter, etwas zu verändern.

Overall, N. C., Fletcher, G. J., Simpson, J. A., & Sibley, C. G. (2009). Regulating partners in intimate relations­hips: The costs and benefits of different communication strategies. Journal of Personality and Social Psychology, 96(3), 620–639.

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