Drogenkonsum wirksam durch Sport reduzieren

- Stephan Dahm –

Sportliche Aktivität kann bei Drogenabhängigen zu einer reduzierten Drogeneinnahme führen.

Allein im Jahr 2008 fielen in Deutschland 1.449 Menschen einer Überdosis an harten Drogen zum Opfer. Angesichts dieser alarmierenden Zahlen ist es wichtig, mögliche Wege aus dem Reich der Drogen zu finden. In einer aktuellen Studie sollte untersucht werden, ob körperliche Aktivität die Behandlung von Drogenabhängigen unterstützen kann. Insbesondere wurde angenommen, dass körperliche Aktivität zu einem verbesserten Selbstbewusstsein, besseren sozialen Fähigkeiten und deshalb letztlich aus dem Kreislauf der Abhängigkeit führen kann. Zur Prüfung dieser Idee untersuchte die Forscherin Kirsten Kaya Roessler eine bunt gemischte Gruppe von Patienten der dänischen Tagesklinik Slagelse. Unter diesen Männern und Frauen waren kurz- bis langfristig abhängige Drogenkonsumenten aller Altersklassen, und die verwendeten Stoffe reichten von Cannabis über Kokain bis hin zu Heroin.

Das sportliche Training leitete ein ausgebildeter Fitnesstrainer, drei Mal die Woche, über einen Zeitraum von zwei Monaten. Die teilnehmenden Drogenabhängigen trainierten ihre Kondition oder Kraft, spielten Volleyball oder Badminton. Einmal vor der zweimonatigen Trainingszeit und einmal nach den zwei Monaten Training wurde mit den Teilnehmenden ein halbstrukturiertes 90-minütiges Interview durchgeführt. Aus den Interviews ließen sich über die Zeit verminderte Entzugserscheinungen, ein besseres Körpergefühl und mehr Tatendrang bei den Teilnehmenden erkennen. Die Patienten sprachen von einem„Kick, der anders ist als Drogen, der noch besser ist als Drogen“. Es scheint, als konnte der Sport für die Teilnehmenden zumindest teilweise als Drogenersatz dienen. Sie berichteten zudem von einer neuen Körperwahrnehmung und einer besseren Einstellung zu sich selbst. Viele bauten neue Beziehungen außerhalb ihres alten Umfelds auf. Interessanterweise konnten diese Effekte auch ein Jahr später in einem dritten Interview repliziert werden. Hierbei stellte sich ein positives soziales Umfeld als besondere Einflussgröße heraus. Teilnehmende, die fortlaufend betreut wurden und soziale Anerkennung erhielten, wurden seltener rückfällig.

Auch wenn die Studie nicht abschließend klären kann, ob die erzielten positiven Ergebnisse tatsächlich auf den Sport, oder vielleicht doch auf andere Faktoren zurückzuführen sind, so sind diese Befunde insgesamt ermutigend und deuten darauf hin, dass körperliche Aktivität im Rahmen einer Drogentherapie sinnvoll sein kann.

Roessler, K.K. (2009). „Sport macht mich high“: Die Bedeutung körperlicher Aktivität in der Behandlung von Drogenabhängigkeit. Zeitschrift für Sportpsychologie, 16 (4), 151–155.

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