Glücklich und glücklich gesellt sich gern

- Vanessa Runft –

Im Gegensatz zu unglücklichen Menschen ist glücklicheren Menschen die angenehme Gesellschaft anderer wichtiger, als im Vergleich zu diesen besser dazustehen.

Mit wem würden Sie lieber Zeit verbringen – mit Sina, die fröhlich, aber in mancherlei Hinsicht kompetenter ist als Sie, oder mit Christine, die weniger fröhlicher Natur ist, Sie sich aber im Vergleich zu ihr in einer entscheidenden Eigenschaft kompetenter fühlen können? Dass soziale Beziehungen eine wichtige Quelle für unser Wohlbefinden sind, ist schon lange bekannt. Mit welchen Menschen wir gerne Zeit verbringen, weil wir denken, dass sie uns guttun, hängt dabei nicht nur von der anderen Person ab, sondern auch von uns selbst.

Die Forschungs­gruppe um Jinhyung Kim beschäftigte sich mit der Frage, welchen Einfluss unser eigenes Wohlbefinden darauf hat, wen wir als Freund oder Freundin wählen. Die Forschenden vermuteten, dass glücklichere Menschen den Kontakt zu anderen fröhlichen Personen wertschätzen, unabhängig davon, ob sie kompetenter sind als diese oder nicht. Bei weniger glücklichen Menschen wurde hingegen erwartet, dass ihnen der soziale Vergleich mit ihrem Gegenüber wichtiger ist als die angenehme Gesellschaft und sie daher eher Wert darauf legen, sich nicht unterlegen zu fühlen. Das Gefühl irgendwie „besser“ zu sein, könnte also für weniger glückliche Menschen ein bevorzugtes Ziel sein.

Um ihre Vermutung zu überprüfen, führten die Forschenden mehrere Studien durch. Darin wurden das persönliche Wohlbefinden und die Lebens­zufriedenheit der Studien­teilnehmenden erfasst. Personen mit positiven Angaben wurden demnach als eher „glücklich“ und Personen, die zu diesen Fragen negative Antworten machten, als eher „unglücklich“ eingestuft. Anschließend sollten sich die Teilnehmenden vorstellen, sie hätten an einem Sprachtest teilgenommen und 60 von 100 Punkten erzielt. Danach hätten sie eine SMS von einem Freund oder einer Freundin erhalten mit dem Vorschlag, gemeinsam etwas zu unternehmen. Die eine Hälfte der Versuchsteilnehmenden erhielt dabei die Information, dass diese befreundete Person in demselben Sprachtest besser war und eine fröhliche Person sei. Die andere Hälfte der Teilnehmenden hingegen erhielt die Information, dass diese Person schlechter im Test abschnitt und oft negative Verstimmungen habe, was den Umgang mit ihr weniger angenehm mache. Die Teilnehmenden sollten angeben, wie interessiert sie daran wären, mit ihrem Freund oder Freundin Zeit zu verbringen.

Über alle Studien hinweg konnte gezeigt werden, dass glücklichere Menschen lieber etwas mit der fröhlichen Person unternehmen wollten, auch wenn diese im Test besser abgeschnitten hatte, als mit der eher unglücklichen Person. Bei weniger glücklichen Menschen hingegen blieb dieser Unterschied aus, sie wählten genauso häufig die glückliche, „bessere“ Person und die unglückliche, „schlechtere“ Person. Die Forschenden vermuten, dass die gezielte Suche nach positiver Gesellschaft eine Strategie glücklicher Menschen ist, um ihr Wohlbefinden aufrechtzuerhalten und zu steigern.

Was heißt das nun für uns und die Wahl unserer Freunde? Das ist noch schwer zu sagen. Denn es bleiben noch einige Fragen offen: Führt Glücklichsein dazu, dass wir lieber Zeit mit Freunden verbringen, die eine positive Ausstrahlung haben? Oder macht es uns einfach glücklicher, Zeit mit einem fröhlichen Menschen zu verbringen? Führt eine geringe Lebens­zufriedenheit dazu, dass wir uns eher mit Menschen vergleichen? Oder macht uns der Vergleich unglücklich? Wir sind gespannt auf die zukünftige Forschung.

Kim, J., Hong, E. K., Choi, I. & Hicks, J. A. (2016). Companion versus comparison: Examining seeking social companionship or social comparison as characteristics that differentiate happy and unhappy people. Personality and Social Psychology Bulletin, 42(3), 311–322. doi:10.1177/0146167216629120

© Forschung erleben 2016, alle Rechte vorbehalten

Zurück