Grübeln schlägt auf die Stimmung – aber warum?

- Marcia Duriska –

Die Art und Weise wie wir über etwas nachdenken, intensiviert und verlängert negative Gefühle.

Stellen Sie sich vor, Sie stehen morgens zusammen mit Ihrer Kollegin an einer Straßenecke und warten auf einen weiteren Kollegen, der Sie beide wie jeden Tag mit zur Arbeit nimmt. Von Ihrer Mitfahrgelegenheit ist jedoch weit und breit nichts zu sehen und das macht sie ungeduldig, da Sie sich noch auf ein wichtiges Meeting mit Ihrem Chef vorbereiten möchten. Auch die mit Ihnen wartende Kollegin wird nervös, weil sie einen Kunden­termin hat. Endlich blitzt dann der rote PKW Ihrer Mitfahrgelegenheit im trüben morgendlichen Berufsverkehr auf, und Ihr Kollege entschuldigt sich vielmals für die (erneute) Verspätung. Sie werden nun keine Zeit mehr haben, sich auf Ihr Meeting vorzubereiten und auch Ihre Kollegin wird zu spät zu ihrem Kunden kommen. Im Gegensatz zu Ihnen wirkt diese jedoch gut gelaunt und scheint sich über die Verspätung nicht weiter zu grämen. Sie hingegen fangen an zu grübeln und werden im Zuge dessen immer schlechterer Laune. Sie stellen sich Fragen wie „Warum kommt er immer zu spät?“ oder „Wie soll ich mich denn jetzt noch gut vorbereiten?“

In zahlreichen Studien konnte nachgewiesen werden, dass solches Grübeln negative Gefühle intensiviert und verlängert. Warum jedoch ist das so? Ist es die Art und Weise wie wir beim Grübeln über ein negatives Ereignis nachdenken oder genügt es schon, dass wir überhaupt darüber nachdenken, um uns schlecht zu fühlen? Um diese Frage zu beantworten ließen die ForscherInnen Rebecca Ray, James Gross und Frank Wilhelm Psychologiestudentinnen über ein kürzlich erlebtes Ereignis, bei dem sie sich geärgert und für das sie bisher keine Lösung gefunden hatten, auf zwei verschiedene Weisen nachdenken: Zuerst sollten beide Gruppen für zwei Minuten frei über das jeweilige Ereignis nachdenken. Im Anschluss hieran sollte die eine Gruppe grübeln und die andere das Ereignis umbewerten, indem sie die Perspektive einer dritten, unbeteiligten Person einnahm. Die ForscherInnen verglichen die Bewertung der eigenen Gefühle vor dem Grübeln beziehungs­weise der Neu­bewertung mit den Gefühlen danach. Hierbei zeigte sich, dass Grübeln verglichen mit der Neu­bewertung mehr negative Emotionen wie Ärger hervor rief. Darüber hinaus führte das Grübeln auch dazu, dass die Studentinnen selbst nach Beendigung der Aufgabe noch über das negative Ereignis nachdachten und sich somit das Empfinden negativer Emotionen durch die Art und Weise wie sie über das Ereignis nachdachten noch verlängerte.

Sollten Sie sich in Zukunft daher über jemanden oder etwas ärgern, so versuchen Sie doch einmal, die Situation aus der Perspektive einer dritten Person zu betrachten und das Ereignis anders zu bewerten. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Sie sich so ein schlechte-Laune-Tief ersparen können.

Ray, R.D., Gross, J.J. & Wilhelm, F.H. (2008). All in the Mind’s Eye? Anger Rumination and Reappraisal. Journal of Personality and Social Psychology, 94 (1), 133–145.

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