Gut gelaunte Fische schwimmen häufiger mit dem Strom

- Carola Weidner –

Menschen in positiver Stimmung orientieren sich stärker an dem, was andere tun.

 

Gute Laune ist für die meisten von uns ein erstrebenswerter Zustand. Traurigkeit hingegen versuchen wir schnell zu überwinden. Von manchen Zeitgenossen wird zwar das Ideal des immer gut gelaunten Menschen, der niemals Trübsal bläst, mit­unter kritisch hinterfragt. Spätestens aber, wenn man vor einer wichtigen Aufgabe steht, erscheint eine negative Stimmung dann doch eher hinderlich.

Das muss jedoch nicht so sein. Negative Stimmung führt nicht automatisch zu schlechteren Leistungen – sie  kann sich sogar durchaus positiv auswirken. So wurde in der Vergangenheit eine Reihe starker Belege dafür gefunden, dass Menschen in negativer Stimmung Informationen sehr viel gründlicher verarbeiten als gut gelaunte Menschen.

Das Forscherteam um Eddie M. W. Tong hat jetzt herausgefunden, dass auch Konformität von der Stimmung abhängt und bei guter Laune stärker ausgeprägt ist als bei Niedergeschlagenheit. Konformität bedeutet, dass Menschen sich in ihrem Verhalten oder ihren Einstellungen anderen Menschen anpassen. Zunächst wurden die teilnehmenden Personen in eine gute, schlechte oder neutrale Stimmung versetzt, indem sie gebeten wurden, sich an ein schönes, trauriges oder ein neutrales Ereignis aus ihrem Leben zu erinnern. Danach mussten die Teilnehmenden sechs Mathe-Aufgaben bearbeiten, wobei ihnen jeweils vier mögliche Lösungen zur Auswahl standen. Auf den  Lösungs­blättern standen bereits die Antworten von fünf anderen Personen, die angeblich ebenfalls an dem Experiment teilgenommen hatten. Tatsächlich waren diese Antworten von der Versuchsleitung so gewählt worden, dass die Hälfte der Aufgaben einstimmig falsch gelöst worden war, das heißt, die fünf anderen Personen sich scheinbar für ein und dieselbe falsche Lösung entschieden hatten. Die Frage war nun, ob die realen Teilnehmenden konform gehen und ebenfalls die falsche Antwort wählen würden – oder ob sie unbeeinflusst nach der richtigen Lösung suchen würden. Es zeigte sich, dass 64 Prozent der gut gelaunten, aber nur 43 Prozent der traurig gestimmten Teilnehmenden sich bei mindestens einer Aufgabe in die Irre führen ließen und die falsche Antwort übernahmen. Die schlecht gelaunten Personen verhielten sich also weniger konform.

Oft verhalten sich Menschen konform mit anderen, um vor ihnen nicht dumm dazustehen. In der Studie von Tong und Kollegen kann man dies als Erklärung jedoch ausschließen, da die teilnehmenden Personen ihre Antworten anonym abgaben. Die AutorInnen der Studie nehmen vielmehr an, dass die Teilnehmenden die Antworten der anderen Probanden als Anhaltspunkt für die richtige Lösung ansahen und deswegen deren Beispiel folgten.

Die Annahme, dass gut gelaunte Personen Sachverhalte oft nicht so genau durchdenken und sich vielmehr auf einfache Daumenregeln verlassen, gilt offenbar auch hier. Die hier angewandte Daumenregel könnte ungefähr so lauten: „Wenn viele Menschen dasselbe tun, wird es wohl richtig sein“. Gut gelaunte Menschen orientieren sich eher an dem, was andere tun, anstatt sich selbst intensiver mit einem Problem auseinanderzusetzen. Gute Laune ist zwar angenehm, aber offensichtlich nicht immer von Vorteil.

Tong, E. M. W., Tan, C. R. M., Latheef, N. A., Selamat, M. F. B. & Tan, D. K. B. (2008). Conformity: Moods matter. European Journal of Social Psychology, 38, 601–611. 

© Forschung erleben 2009, alle Rechte vorbehalten

Zurück