Möge die Macht mit dir sein... und Inspiration wird folgen!

- André Rose –

Im Vergleich zu weniger mächtigen Personen lassen sich mächtige Menschen stärker von sich selbst als von anderen inspirieren.

„Wer mein Vorbild ist? Das bin ICH, zehn Jahre später!“, sagte Schauspieler Matthew McConaughey während seiner Dankesrede bei der Oscarverleihung. Viele Menschen fühlen sich  von Vorbildern  inspiriert und schöpfen daraus Kreativität und Motivation für die Erreichung ihrer Ziele. Während bei den einen diese Vorbilder jedoch andere Personen sind, wie Prominente oder Angehörige, so beziehen andere Menschen wie Matthew McConaughey Inspiration aus einer anderen Quelle: Sich selbst! Was genau unterscheidet diese Typen von Menschen von einander und welche psychologischen Prozesse stehen dahinter?

Ein Forschungs­team um Gerben A. Van Kleef vermutete, dass die subjektiv empfundene Macht einer Person eine mögliche Antwort auf diese Frage darstellt. Bisherige Forschung zeigte bereits, dass mächtige Menschen mehr auf sich selbst als auf andere  fokussieren,  mehr von ihren eigenen Emotionen beeinflusst werden und sich selbst mehr als andere Menschen schätzen. Basierend auf diesen Befunden stellte das Forschungs­team die Hypothese auf,  dass Menschen mit hoher Macht mehr von sich selbst und von ihren eigenen Erfahrungen inspiriert werden als Menschen mit geringerer Macht.

Um diese Hypothese zu überprüfen, wurden Psychologie­studierende gebeten Fragen zu ihrer selbstempfundenen Macht  (zum Beispiel „Ich kann andere Menschen dazu bringen, zu tun, was ich will“) und ihrem Inspirations­denken (zum Beispiel „Ich kann mich durch eigene Erfahrungen inspirieren lassen“) zu beantworten. Es zeigte sich, dass die Teilnehmenden sich umso mehr von sich selbst im Vergleich zu anderen inspirieren ließen, je mächtiger sie sich nach eigener Angabe fühlten.
 
In der zweiten Studie verfassten die Teilnehmenden einen Aufsatz über ein Ereignis der letzten fünf Jahre, welches sie in besonderem Maße inspiriert hatte. Anschließend wurden sie jeweils zu zweit in einen Raum gesetzt und erzählten einander von ihrem jeweils inspirierenden Moment. Im Anschluss bewerteten sie, inwieweit sie sich sowohl nach eigenen Erzählungen, als auch nach dem  Zuhören der gegenüber sitzenden Person inspiriert fühlten.
Es stellte sich heraus, dass Personen mit hoher Machtausprägung ihre eigenen Erfahrungen auch im Dialog mit anderen Probanden inspirierender fanden als die ihres Gegenübers.

Eine weitere Studie zeigte zudem, dass Personen mit großer Machtausprägung inspirierende Ereignisse beschreiben, in denen sie meist selbst im zentralen Punkt des Geschehens standen.

Machtvolle Persönlichkeiten haben also sowohl auf sich selbst als auch auf andere eine inspirierende Wirkung. Allerdings haben weitere Studien auch nachgewiesen, dass Menschen mit hoher Macht weniger empathisch sind und Perspektiven ihrer Mitmenschen seltener einnehmen. Letztlich sollte man nicht mit Scheuklappen durch die Welt gehen und wenn schon nicht nach Vorbildern, dann zumindest nach Beispielen für eigene Ziele und Inspirationen suchen. Vor allem aber sollte man hartnäckig an eigenen Ziele festhalten, denn wie ein Sprichwort besagt: „Ein Genie besteht aus 1 Prozent Inspiration und aus 99 Prozent Schweiß.“

Van Kleef, G. A., Oveis, C., Homan, A. C., van der Löwe, I., & Keltner, D. (2015). Power gets you high: the powerful are more inspired by themselves than by others. Social Psychological and Personality Science 2015, 6(4), 472–480. doi: 10.1177/1948550614566857

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Selma Rudert*, Anna Bruk

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