Nicht das “Ich“, sondern das “Wir“ macht glücklich

- Julia Bay & Dominik Ludwig –

Erlebnisse und gekaufte Dinge machen glücklicher, wenn sie mit anderen Personen geteilt werden.

Larissa ist Studentin und hat seit einiger Zeit Geld angespart, von dem sie sich nun etwas gönnen möchte. Aber welchen ihrer vielen Wünsche soll sie sich damit nur erfüllen? Soll es ein zweitägiger Aufenthalt in einem Erlebnispark mit ihren Freundinnen werden oder ein Mountainbike, um mit ihren Freundinnen Ausflüge machen zu können? Oder vielleicht doch lieber ein neuer Laptop oder ein Wellness-Wochenende in ihrem Lieblings-Spa? Ein guter Rat könnte sein, sich für das zu entscheiden, was sie vermutlich am glücklichsten machen wird. Aber sind es eher Erlebnisse oder gekaufte Dinge, die glücklicher machen? Und welche Rolle spielt es, ob das Erlebte oder Gekaufte mit anderen Personen geteilt wird? 

Bisherige Forschung hat gezeigt, dass es langfristig glücklicher macht, wenn man sein erspartes Geld für Erlebnisse statt für materielle Dinge ausgibt. Die Forscher Peter Caprariello und Harry Reis vermuteten, dass dieser Befund darauf zurückzuführen ist, dass Erlebnisse häufiger mit anderen geteilt werden als materielle Dinge und das Teilen mit anderen Personen unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit befriedigt. Sie nahmen daher an, dass es zum Glücklichsein weniger wichtig ist, ob es sich um ein Erlebnis oder etwas Materielles handelt, für das man sein Geld ausgibt, sondern vielmehr ausschlaggebend ist, ob man es mit anderen teilt oder nicht.

Die Forscher untersuchten ihre Annahme in einer Onlinestudie mit mehr als 700 Befragten, die zufällig einer von vier Gruppen zugeteilt wurden. Während sich die ersten beiden Gruppen daran erinnern sollten, für was sie das letzte Mal Geld ausgegeben hatten, um entweder allein oder mit mindestens einer anderen Person zusammen etwas erleben zu können (z.B. Kauf von Kinotickets), wurden die anderen beiden Gruppen darum gebeten aufzuschreiben, was sie sich zuletzt Materielles gekauft hatten, um es entweder allein oder mit mindestens einer anderen Person zusammen nutzen zu können (z.B. Kauf eines Computer­spiels). Anschließend gaben alle Teilnehmenden an, inwieweit die getätigte Ausgabe sie immer noch glücklich machte.

Wie erwartet machten Ausgaben für Erlebnisse oder gekaufte Dinge, die mit anderen geteilt wurden, glücklicher als Ausgaben für etwas, das allein unternommen beziehungs­weise genutzt wurde. Interessant wäre es noch zu untersuchen, ob es für unser Glücksempfinden einen Unterschied macht, ob wir das Erlebnis oder Gekaufte mit Personen aus unserem Freundeskreis, Familienangehörigen oder Unbekannten teilen. Mit dem Wissen, dass es glücklicher zu machen scheint, wenn Erlebnisse und gekaufte Dinge mit anderen Personen geteilt werden, sollte sich Larissa wohl für den Aufenthalt im Erlebnispark mit ihren Freundinnen oder das Mountainbike für gemeinschaft­liche Ausflüge entscheiden.

Caprariello, P. A. & Reis, H. T. (2013). To do, to have, or to share? Valuing experiences over material possessions depends on the involvement of others. Journal of Personality and Social Psychology, 104, 199–215.

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