Noch schnell ein Foto für die Erinnerung!

- Katrin Bayer –

Das Fotografieren eines Objekts kann sich nachteilig auf die darauffolgende Erinnerung an das Objekt auswirken.

Im Zeitalter des Smartphones kann jede Person, wenn sie es möchte, ihr Leben fotografisch dokumentieren. Dass dies auch getan und anschließend mit anderen geteilt wird, zeigen die Zahlen der Fotouploads bei Facebook. Im Jahr 2012 wurden schätzungs­weise mehr als drei Billionen Fotos hochgeladen. Doch wie wirkt sich eigentlich das Fotografieren auf unsere Erinnerung an das Fotografierte aus? 

Die Forscherin Linda Henkel untersuchte dies in zwei Studien, in denen die Teilnehmenden einzeln durch ein Museum geführt wurden. Dabei sollten sie in der ersten Studie die Hälfte der Objekte nur betrachten und die Namen vorlesen und die andere Hälfte zusätzlich als Ganzes fotografieren. Einen Tag später wurde die Erinnerung der Teilnehmenden an die Objekte untersucht, indem ihnen Namen oder Fotos von Objekten gezeigt wurden und sie entscheiden mussten, ob sie dieses Ausstellungs­stück gesehen hatten oder es gar nicht im Museum gewesen war. Die Teilnehmenden erinnerten sich insgesamt leichter an die Objekte, wenn ihnen Fotos gezeigt wurden, da Fotos detaillierte Erinnerungs­hilfen darstellen können. Allerdings zeigte sich, dass die Erinnerungs­genauigkeit davon abhing, ob sie das Objekt nur betrachtet oder auch fotografiert hatten. Hatten sie fotografiert, erinnerten sich die Teilnehmenden schlechter. In der zweiten Studie sollten die Teilnehmenden zusätzlich zum alleinigen Betrachten und dem Fotografieren der ganzen Objekte bei manchen Objekten zoomen, also nur einen spezifischen Teil fotografieren. Durch das Zoomen wurde die Erinnerungs­leistung wieder besser, das heißt die Teilnehmenden erinnerten sich ebenso gut an diese Objekte wie an diejenigen, die sie nur betrachtet hatten.

Als eine mögliche Erklärung für den Effekt nennt Henkel, dass die Personen sich möglicherweise auf das Gedächtnis der Kamera verlassen, da diese das Objekt für immer festgehalten hat. Aber erinnern wir uns im Alltag wirklich schlechter, wenn wir fotografieren? Dies muss in zukünftigen Studien noch genauer untersucht werden. Beispielsweise stellt sich die Frage, was passiert, wenn die Studien­teilnehmenden sich selbst aussuchen dürfen, was sie fotografieren oder wenn sie das Foto danach betrachten. Das Betrachten führte zumindest in vorherigen Studien zu positiven Effekten auf die Erinnerung. Abschließend ist festzuhalten, dass es sicherlich nicht schaden kann eine Kamera mit dabei zu haben, aber auch, dass man nicht unbedingt alles fotografieren muss. Manchmal ist es einfach besser ist, den Moment zu genießen und die Erinnerung im Gedächtnis zu behalten.

Henkel, L. A. (2013). Point-and-shoot memories: The influence of taking photos on memory for a museum tour. Psychological Science, 25, 396–402.

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