Rote Rivalinnen: Wie die Farbe Rot unsere Wahrnehmung von Treue und Konkurrenzdenken beeinflusst

- Andre Rose –

Rotgekleideten Frauen wird eher sexuelle Bereitschaft und Freizügigkeit zugeschrieben als Frauen in alternativen Farben. Zudem werden sie von anderen Frauen eher als potentielle Rivalinnen erlebt.

Rot macht sexy – zumindest aus Sicht vieler Männer. Das Gefühl von Liebe und Leidenschaft wird häufig mit der Farbe Rot assoziiert. Doch ziehen Frauen  in roter Kleidung wirklich nur die Aufmerksamkeit der Männer auf sich oder gar auch Missgunst auf Seiten anderer Frauen?

Studien bei denen die Farbe der Kleidung auf zwei ansonsten identischen Fotos variiert wurde, haben bereits gezeigt, dass Frauen in roter Kleidung, von den meisten Männern als attraktiver wahrgenommen werden. Die biologische Erklärung für den „sexy“ Effekt von Rot ist dass die Farbe mit dem Erröten assoziiert wird, welches mit sexueller Erregung und Bereitschaft einhergeht. Ein Forschungs­team um Adam D. Pazda hat sich nun mit der Frage auseinandergesetzt, ob auch Frauen untereinander eine gesteigerte sexuelle Freizügigkeit wahrnehmen, wenn sie rote Kleidung tragen.Weiter wurde erforscht, ob Eifersucht und Konkurrenzdenken um die Gunst des Partners beim Anblick einer rotgekleideten Frau steigen.

In einer Studie wurden 196 Frauen in zwei Gruppen aufgeteilt und ihnen die Fotos einer jungen Frau auf einem Bildschirm präsentiert. Diese trug je nach Gruppe entweder ein rotes oder ein weißes Kleid. Die Teilnehmerinnen schrieben der Frau im Schnitt eine größere sexuelle Bereitschaft zu, wenn sie das rote Kleid trug. In einem weiteren Experiment sollten die Teilnehmerinnen zusätzlich angeben, wie sie die sexuelle Treue der Frau auf dem Foto einschätzen. Da diese für Männer ein wichtigeres Kriterium bei der Beurteilung potentieller Partnerinnen ist, sollten Frauen Rotgekleidete vor allem hinsichtlich dieses Merkmals abwerten, um ihre Konkurrenz auszuschalten. Tatsächlich zweifelten mehr Teilnehmerinnen an der Treue einer Frau im roten verglichen mit einem weißen Kleid. 

Da die Farbe Weiß oftmals mit Unschuld assoziiert wird, könnte es sein, dass nicht Rot die wahrgenommene sexuelle Bereitschaft erhöht, sondern Weiß sie verringert. In einer dritten Untersuchung wurde deshalb das Tragen eines roten Shirts mit dem eines grünen verglichen. Wieder wurde einer Frau erhöhte sexuelle Bereitschaft unterstellt, wenn sie die Farbe Rot trug. Zudem gaben die Teilnehmerinnen verstärkt an dass sie versuchen würden, die rotgekleidete Frau als potentielle Konkurrentin von ihrem Freund fernzuhalten.

Die Befunde  veranschaulichen, dass die Farbe Rot als sexuelles Signal scheinbar nicht geschlechts­spezifisch wahrgenommen wird. Es ist allerdings möglich, dass der Effekt auch bei anderen Farben auftritt, da auch schwarz oder pink als attraktive, aufreizende  Farben wahrgenommen werden könnten. Darüber hinaus ist es denkbar, dass nicht nur rote Kleidung, sondern auch Lippenstift oder Errötung im Gesicht Frauen attraktiver erscheinen lässt. Doch unabhängig von wahrgenommenen Intentionen oder der Wirkung auf andere sollten Frauen einfach die Farben tragen, in denen sie sich am Wohlsten fühlen. Zufriedenheit und Selbstsicherheit strahlen dann umso mehr Attraktivität aus.

Pazda, Adam D., Prokop, Pavol & Elliot, Andrew J. (2013). Red and Romantic Rivalry: Viewing Another Woman in Red Increases Perceptions of Sexual Receptivity, Derogation, and Intentions to Mate-Guard. Personality and Social Psychology Bulletin, 40, 1260 – 1269

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Selma Rudert*, Svenja Seeger

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