Superman vs. super Mann

- Franziska Kotzerke –

Der Anblick muskulöser Superhelden kann das köperbezogene Selbstbewusstsein junger Männer sowohl negativ als auch positiv beeinflussen.

Von wem könnte Ihrer Meinung nach die folgende Aussage stammen: „Ich bin zu dick! Da ist zu viel Fett und dort sind zu wenig Muskeln.“ Wenn Sie sich gerade ein Mädchen oder eine junge Frau vorgestellt haben, lassen Sie sich gesagt sein: Die Un­zufriedenheit mit dem eigenen Körper ist ein wachsendes Problem – auch und insbesondere bei jungen Männern. Während die Schönheitsvorstellungen junger Mädchen durch Barbies und gertenschlanke Prinzessinnen geprägt werden, können Jungen muskulösen Superhelden wie Batman, Spider-Man und Co. kaum noch entfliehen. So üben diese einen großen Einfluss auf das ideale – nämlich muskulöse – Körperbild eines Mannes aus. Doch während der Zusammenhang zwischen dem vorgegebenen Körperbild (schlank zu sein) und dem körperbezogenen Selbstwertgefühl bei Frauen gut erforscht ist, gilt das für Männer bisher nicht.

Dieser Aufgabe stellte sich ein amerikanisches Forschungs­team um Ariana Young. Es zeigt mit einer Studie rund um Batman und Spider-Man den Einfluss von Superhelden auf das köperbezogene Selbstbewusstsein heranwachsender Männer. In einem Experiment wurde zuerst mit einem Fragebogen das Ausmaß der Sympathie der Teilnehmer zu beiden Superhelden erfasst. Danach bekamen die jungen Männern Bilder vorgelegt, auf welchen die Superhelden muskulös oder nicht-muskulös dargestellt waren. Zuletzt sollten die Probanden ihre Muskelkraft mithilfe von Fingerhanteln unter Beweis stellen. Die Hypothese war, dass die Konfrontation mit einem muskulösen Superhelden schlechte Aus­wirkungen auf das köperbezogene Selbstwertgefühl der jungen Männer hat. Vermutet wurde auch, dass eine starke Sympathie für die Superhelden als Puffer gegen die negativen Effekte des unvorteilhaften Vergleichs wirkt. Wer jemanden mag, identifiziert sich oftmals mit dieser Person und fühlt sich ihr sehr nahe. Deswegen fallen bei der Gegenüberstellung mit der Person vielmehr die Gemeinsamkeiten als die Unterschiede ins Auge. Wer einen muskulösen Batman als (imaginären) Freund betrachtet, könnte sich somit selbst auch als sehr stark wahrnehmen.

Tatsächlich zeigten die Ergebnisse, dass der Anblick muskelbepackter Superhelden dem Selbstwertgefühl nicht unbedingt dienlich ist: Unter den Teilnehmern, die für die Superhelden keine besondere Sympathie aufbrachten, berichteten diejenigen, die den Muskel-Man gesehen hatten, eine deutlich geringere Zufriedenheit mit ihrem eigenen Körper als diejenigen, die einen Helden ohne Muskeln betrachtet hatten.  Männer, die Superhelden mochten und sich vermutlich mit ihnen identifizierten, blieben in ihrem körperbezogenen Selbstwertgefühl vom Anblick der Muskeln jedoch unbeeinflusst. Bei der Kraftmessung zeigte sich sogar, dass sie an eigener Stärke gewannen: Sie schnitten hier deutlich besser ab als die anderen Teilnehmer.

Die Studie weist auf, dass eine psychologische Nähe zu Superman & Co. zwar zu Selbstbewusstsein und Stärke von jungen Männern beitragen kann. Falls diese Verbindung jedoch nicht gegeben ist, setzen die Helden einen oft unerfüllbaren Maßstab, der die männliche Zufriedenheit zu verringern vermag.  Doch liebe Männer, seid euch sicher: Jeder von euch kann auch ohne Muskelpakete ein super Mann sein!

Young, A. F., Gabriel, S., & Hollar, J. L. (2013). Batman to the rescue! The protective effects of parasocial relations­hips with muscular superheroes on men’s body image. Journal of Experimental Social Psychology, 49, 173–177.

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