Träumst du noch von Geld oder genießt du schon?

- Marion Wetzel –

Nicht nur Geld, sondern auch die bloße Erinnerung an Reichtum mindert unsere Freude an den kleinen Dingen des Lebens.

Wer hat nicht schon einmal davon geträumt im Lotto zu gewinnen? Man stellt sich vor, was man sich alles kaufen könnte und wie schön das Leben dann wäre. Denn schließlich macht Geld glücklich – oder…?

Das Forschungs­team um Jordi Quoidbach ging dieser Frage nach und untersuchte, ob der Traum von Geld auch seine Schattenseiten haben kann. Denn was nützt einem eine Reise an die schönsten Orte der Welt und jeder erdenkliche Luxus, wenn man dann nicht mehr einen herrlichen Sommertag, ein schönes kaltes Bier oder Schokolade genießen kann?

In einer Studie des Forscherteams wurden die Teilnehmenden gefragt, wie sehr sie positive Stimmungen und Erfahrungen wertschätzen können, wie glücklich sie sind und wie viel Geld ihnen aktuell zur Verfügung steht. Dabei zeigte sich, dass reiche Personen positive Gefühle (wie z.B. glücklich sein) und angenehme Erlebnisse (wie z.B. ein romantisches Wochenende) weniger würdigen konnten als weniger reiche. Trotz Geld kann es also sein, dass man nicht wirklich glücklich ist. Es kann im Gegenteil sogar dazu führen, dass man das Genießen verlernt.

In einer weiteren Studie konnte das Forscherteam sogar bestätigten, dass bereits das bloße Denken an Reichtum einen Einfluss auf unsere Fähigkeit hat, das Hier und Jetzt zu genießen. Unter einem Vorwand präsentierte das Forscherteam den Teilnehmenden ein Foto, das entweder ein neutrales Motiv oder Geldscheine zeigte. Anschließend durften die Personen ein Stück Schokolade essen. Um zu messen, wie sehr die Schokolade genossen wurde, stoppten zwei unabhängige BeobachterInnen die Zeit, in der die Schokolade gegessen wurde, und beurteilten, wie viel Freude die Personen dabei zeigten.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Personen, die das Geld gesehen hatten, die Schokolade weniger genießen konnten. Sie aßen das Stück im Durchschnitt schneller und mit weniger Freude als die Personen, die zuvor das neutrale Bild gesehen hatten. Dieses Phänomen erklären die Forscher damit, dass der bloße Gedanke an Reichtum einem suggeriert, dass jeder Wunsch durch Geld erfüllbar ist. Den Autoren zufolge kann diese Vorstellung dazu führen, dass wir die schönen kleinen Momente, die nichts oder nicht so viel kosten, manchmal nicht mehr schätzen können.

Statt also von unendlichem Reichtum zu träumen, sollte man vielleicht eher  über die kleinen Dinge im Leben  nachdenken, die einen wirklich glücklich machen können.

J. Quoidbach, E. W. Dunn, K. V. Petrides & M. Mikolajczak (2010). Money giveth, money taketh away: The dual effect of wealth on happiness. Psychological Science,21(6), 759–763.

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