Tratschtanten aufgepasst!

- Jan Niederreiter –

Personen, die lästern, wirken weder einflussreich noch sympathisch.

Ob mit KollegInnen beim Mittagessen, mit FreundInnen auf einer Party oder mit ehemaligen SchulkameradInnen bei einem Jahrgangstreffen, Lästern gehört zu unserer sozialen Kommunikation einfach dazu. Wer lästert, gibt wertende Kommentare über andere ab, während diese nicht anwesend sind. Solche Kommentare können die Person, über die geredet wird, in ein schlechtes Licht rücken und sogar die Zugehörigkeit zu einer Gruppe gefährden.

Die Forscherin Sally D. Farley von der University of Baltimore fand allerdings heraus, dass auch die Person, die über andere lästert, befürchten muss am Ende schlecht dazustehen. In einer Studie der Forscherin sollten sich Teilnehmende eine Person in ihrem Umfeld aussuchen, die entweder viel oder wenig lästert und entweder positiv oder negativ über andere redet. Die Teilnehmenden sollten anschließend bewerten, inwieweit diese Person einflussreich und sympathisch auf sie wirkt.

Menschen, die oft „klatschen und tratschen“ und dabei negativ über abwesende Personen reden, wurden im Vergleich zu Menschen, die viel Positives über andere erzählen, oder denjenigen, die wenig lästern, als am wenigsten einflussreich und am unsympathischsten wahrgenommen. Ob ein Mann oder eine Frau bewertet wurde, spielte dabei keine Rolle, sodass der Befund für „Tratschtanten“ gleichsam auch für „Tratschonkel“ gilt.

Den Befund, dass Lästermäuler weniger gemocht werden, erklärt die Forscherin durch den in früheren Studien nachgewiesenen sogenannten „Transfer of attitudes recursively effect“. Demnach neigen wir Menschen dazu anzunehmen, dass eine Person die Eigenschaften, die sie offen einer anderen Person zuschreibt, auch selbst eher besitzt. Redet man also gut über jemanden, wird man positiver von seinem Umfeld bewertet als wenn man schlecht über eine andere Person spricht.

Obwohl man durch Lästern also eine gewisse Macht über andere ausüben kann, wird man durch zu viel Tratsch von den Zuhörenden als wenig vertrauenswürdig und damit als wenig einflussreiche Person eingeschätzt. Tratschen kann also oft nach hinten losgehen, frei nach dem Motto „wer Böses sät, wird Böses ernten.“ Umgekehrt gilt jedoch auch: Wer Positives über andere Menschen berichtet, steht selbst eher in einem guten Licht da. Probiert das bei dem nächsten Mittagessen, der nächsten Party oder dem nächsten Jahrgangstreffen doch einfach mal aus!

Farley, S. D. (2011). Is gossip power? The inverse relations­hips between gossip, power, and likability. European Journal of Social Psychology, 41, 574–579.

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