Unhöfliches Verhalten – Achtung ansteckend!

- Dennis Uhrig –

Wie eine Erkältung können schon unscheinbare negative Verhaltensweisen am Arbeits­platz für andere Personen ansteckend sein.

Der Herbst hat begonnen! Das bedeutet bunt gefärbte Blätter, leckere Pilze – aber auch wieder die alljährliche Grippewelle! Ansteckende Krankheiten verbreiten sich meist schnell und es braucht nicht viel, um andere anzustecken. Für viele ist es jedoch neu, dass genau wie eine Erkältung auch Verhaltensweisen am Arbeits­platz ansteckend sein können!

Bisherige Forschung zeigt, dass sich positives Verhalten einer Person in einem Unternehmen auf andere Angestellte übertragen kann. Dies konnte allerdings auch für extrem negatives Verhalten gezeigt werden. Trevor Foulk und seine Kollegen vermuten, dass aber schon scheinbar geringfügiges negatives Verhalten, wie Unhöflichkeit, ansteckend sein könnte. Derartiges Verhalten könnte sich in einem Unternehmen genau wie eine Erkältung ausbreiten. Ist Ihr Sitznachbar im Bus erkältet, könnte es sein, dass Sie am nächsten Morgen krank aufwachen. In einem Unternehmen würde dies bedeuten, dass schon das einmalige Erfahren unhöflichen Verhaltens dazu führen könnte, dass man in Zukunft auch eher ein solches Verhalten an den Tag legen könnte.

Um diese Vermutung zu testen, führten die Forscher eine Studie durch, bei der Studierende während des Semesters miteinander Verhandlungen übten. Nach jeder Verhandlung gaben sie unter anderem an, inwiefern sie ihr Gegenüber als unhöflich wahrgenommen haben. Um zu sehen, ob die Wahrnehmung der anderen Person auch Aus­wirkungen auf das eigene zukünftige Handeln hatte, mussten die Teilnehmenden nach jeder Verhandlung eine Ressource zwischen sich und der anderen Person verteilen. Hierbei hatten sie die Wahl zwischen einer egoistischen Entscheidung, bei welcher ihnen selbst mehr zugesprochen wurde und einer fairen Variante, bei der beide Parteien gleich viel von der Ressource erhielten. Zudem gab es eine böswillige Option, bei der sie eigene Verluste in Kauf nahmen, damit der anderen Person nichts zugesprochen wird.

Es zeigte sich, dass Personen, deren Gegenüber unhöflich war, dieses Verhalten übernahmen. Demnach wurden sie von späteren Diskussions­partnerInnen auch als unhöflicher wahrgenommen. Zudem wählten Diskussions­partnerInnen häufiger die böswillige Option nach einer Verhandlung mit unhöflicheren Personen. Dies zeigt, dass unhöfliches Verhalten ansteckend sein und negative Konsequenzen mit sich bringen kann. Die Forschenden erklären dies dadurch, dass unhöfliches Verhalten anderer dazu führt, dass Personen mehr auf Unhöflichkeit achten und so verstärkt wahrnehmen. Ambivalente Situationen könnten dann eher negativ interpretiert werden, was zu Verhaltensänderungen und un­freundlicheren Reaktionen führen kann.

Aufgrund des ansteckenden Charakters negativer Verhaltensweisen könnten Unternehmen in Zukunft darauf achten, unhöfliches Verhalten nicht zu tolerieren, da dieses sich ausbreiten und späteres Verhalten beeinflussen könnte. In dieser oft regnerischen Jahreszeit genießen viele Leute ihre Abende wohlig unter warmen Decken, um der Grippewelle zu entgehen. Damit Angestellten sich nicht mit negativem Verhalten anstecken, könnten auch Unternehmen versuchen, die Arbeit positiv und im Sinne der Angestellten zu gestalten – und das nicht nur im Herbst, sondern das ganze Jahr über.

Foulk, T., Woolum, A., & Erez, A. (2015). Catching rudeness is like catching a cold: the contagion effects of low-intensity negative behaviors. Journal of Applied Psychology. Advance online publication. doi: dx.doi.org/10.1037/apl10000037

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Mariela Jaffé*, Anna Bruk

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