Verbessert schlechtes Wetter unser Gedächtnis?

- Meike Kroneisen –

Die aktuelle Wetterlage beeinflusst unsere Fähigkeit, uns an Ereignisse zu erinnern.

Sich an alltägliche Ereignisse detailliert zu erinnern, ist sehr schwierig und doch häufig von großer Wichtigkeit, zum Beispiel bei der Identifizierung von Tatverdächtigen durch Augenzeugen. Hierbei spielt nicht nur die Aufmerksamkeit zum Zeitpunkt der Tat eine Rolle, sondern auch die eigene Stimmungs­lage zu diesem Zeitpunkt hat einen großen Einfluss darauf, an welche Informationen wir uns später erinnern. Die eigene Stimmung beeinflusst die Art und Weise, wie wir mit Informationen umgehen. So führt negative, im Gegensatz zu positiver, Stimmung zu einer aufmerksameren und sorgfältigeren Informations­verarbeitung. Dies wird unter anderem damit erklärt, dass unterschiedliche Stimmungs­lagen verschiedene Verarbeitungs­stile hervorrufen.

In unbekannten, vielleicht sogar gefährlichen Situationen, die oft mit einer negativen Gefühlslage verbunden sind, kann es von Vorteil sein, alles sehr genau und detailliert wahrzunehmen. Negative Stimmung führt dazu, dass konkrete Informationen aus der Umwelt registriert und analysiert werden. Einzelheiten in der Umgebung wird besondere Beachtung geschenkt. In vertrauten Situationen dagegen ist es von Vorteil auf vorhandenes Wissen zurückzugreifen, um angemessen reagieren zu können. So führt positive Stimmung auch dazu, dass bereits vorhandene Konzepte aus unserem Gedächtnis genutzt werden, um das Gesehene zu interpretieren.

Auf der Grundlage dieser Überlegungen untersuchten Joseph Forgas, Liz Goldberg und Christian Unkelbach den Einfluss von Stimmung auf die Erinnerungs­fähigkeit. Hierbei sollten sich Menschen in negativer Stimmung besser und detaillierter an Objekte erinnern, welche verteilt in einem Kiosk in Sydney (Australien) herumlagen. Die Stimmung selbst wurde durch die aktuelle Wetterlage hervorgerufen. Gutes Wetter führt bei den meisten Menschen zu guter Stimmung, schlechtes Wetter hingegen zu schlechter Stimmung. Es wurde darauf geachtet, dass während der Studie sowohl der gleiche Verkäufer im Laden bediente, als auch der Tageszeitpunkt der Messung ähnlich war, um möglichst viele Einflussgrößen zu kontrollieren. Sobald die Kunden den Laden verließen, wurden sie gebeten, einen kurzen Fragebogen auszufüllen. In diesem Fragebogen wurde überprüft, ob die Kundinnen und Kunden sich an die zehn Objekte, welche zufällig im Kiosk verteilt waren, erinnern konnten. Tatsächlich zeigte sich, dass die Teilnehmenden in negativer Stimmung deutlich mehr Objekte erinnerten.

Diese Studie demonstriert, dass schlechte Stimmung in Hinblick auf unsere Erinnerungs­leistung durchaus einen Vorteil haben kann. Natürlich lässt sich das nicht auf jede Situation generalisieren. Wenn wir beispielsweise besonders motiviert sind, uns etwas zu merken, spielt die eigene Stimmung wahrscheinlich eine geringere Rolle. Dennoch weist diese Studie viele interessante Implikationen auf. Augenzeugen, die zum Tatzeitpunkt schlechte Laune hatten, sind wahrscheinlich eher in der Lage einen Täter zu identifizieren.

Forgas, J. P., Goldenberg, L., Unkelbach, C. (2008). Can bad weather improve your memory? An unobtrusive field study of natural mood effects on real-life memory. Journal of Experimental Social Psychology, 45, 254–257.

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