Warum Zeit kein Geld ist

- Karina Isaak –

Auch wenn Zeit häufig Geld bedeutet, unterscheiden sich die beiden in psycho-logischer Hinsicht.

Stellen Sie sich vor Sie haben sich einen teuren Skipass gegönnt, der für vier Tage gültig ist. Die ersten drei Tage auf der Piste sind ein Genuss, doch am vierten Tag regnet es und an Skifahren ist kaum zu denken. Was machen Sie nun?

Wer Geld ausgegeben hat, möchte dafür auch einen entsprechenden Gegenwert. Sind wir im Minus bemühen wir uns (real oder in Gedanken), für das investierte Geld einen Nutzen zu bekommen – zum Beispiel dadurch, dass wir auch bei Regen auf die Piste gehen.

Was passiert jedoch, wenn wir nicht Geld, sondern Zeit in eine Sache investiert haben? Gelten für investierte Zeit die gleichen Gesetzmäßigkeiten wie für investiertes Geld? Und wie verhält es sich mit Kosten und Nutzenbetrachtungen über längere Zeiträume hinweg? Die amerikanischen ForscherInnen Robin Soster, Ashwani Monga und William Bearden nehmen an, dass Personen innerhalb einer Zeitperiode ebenfalls darauf achten, wie viel Zeit sie investiert haben und welcher Nutzen sich daraus ergibt. Demgegenüber werden zeitliche Ausgaben, die in einer vergangenen Periode entstanden sind, abgeschrieben und in der nächsten Periode nicht weiter verfolgt.

Um diese Annahme zu prüfen, führte das Forschungs­team eine Studie durch, in der die Teilnehmer Kinokarten erwerben konnten. Dafür mussten sie entweder drei Dollar bezahlen (Investition von Geld) oder an einer 7 minütigen Befragung teilnehmen (Investition von Zeit). Die Kinovorstellungen fanden entweder in derselben Zeitperiode (Sommer) oder in einer späteren Zeitperiode (Herbst) statt. Wenn die Kinokarte für dieselbe Zeitperiode ausgestellt war, wirkte sich die Art des Investments (Geld oder Zeit) nicht auf die Häufigkeit der Kinobesuche aus. War die Kinokarte jedoch für einen späteren Zeitraum (Herbst) ausgestellt, so lösten Personen, die Zeit investiert hatten, die Eintrittskarte seltener ein als Personen, die Geld investiert hatten.

Diese Befunde zeigen, dass wir bei Geld ebenso wie bei Zeit bestrebt sind, für die entstandenen Kosten einen Gegenwert zu erhalten. Allerdings nur solange Kosten und Nutzen innerhalb derselben Zeitperiode auftreten. Liegen Kosten und Nutzen jedoch in verschiedenen Zeitperioden, werden zeitliche Investments nicht weiter verfolgt. Zeit scheint psycho-logisch nicht gleich Geld zu sein.

Soster, R., Monga, A., & Bearden, W. (2010). Tracking Costs of Time and Money: How Accounting Periods Affect Mental Accounting. Journal of Consumer Research, 37(4), 712–721.

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