Wer Fotos macht, hat mehr Spaß!

- Biljana Rudic –

Das Fotografieren von positiven Erlebnissen kann im Vergleich zum „bloßen“ Erleben mehr Freude bereiten.

Viele kennen diese Situation: Man ist auf einem Konzert, die Band tritt auf die Bühne und plötzlich erscheint ein Blitzlichtgewitter. Gerade beim Lieblingslied wird die Sicht auf die Bühne von den zahlreichen Smartphones und Digitalkameras vollkommen versperrt. Was passiert mit den Fotos? Täglich werden über zwei Billionen Fotos in Facebook hochgeladen. Ein Großteil der Bilder wird allerdings nicht über soziale Netzwerke verteilt, sondern verbleibt als persönliche Sammlung in der Fotogalerie des eigenen Smartphones. Doch wozu das Ganze, wenn die Bilder sowieso nur selten wieder angeschaut werden?

Ein Forschungs­team um Kristin Diehl ging der Frage nach, ob das Fotografieren die Freude am Erlebten steigern kann und damit einen hedonistischen Selbstzweck erfüllt. Der Spaß an einem positiven Erlebnis sollte insbesondere davon abhängen, wie stark man in das Erlebte „eintaucht“. In anderen Worten: Je stärker man in ein positives Erlebnis eingebunden ist, desto mehr Freude bereitet es. Beispielsweise bereitet es einer Person mehr Freude etwas selber zu basteln als anderen dabei zuzusehen. Das Forschungs­team nahm daher an, dass das Einfangen von Erlebnissen auf Fotos die Einbindung in das Erlebte steigern kann, wodurch sich wiederum die Freude an einem positiven Erlebnis erhöhen sollte.

In mehreren Feld- und Laborexperimenten untersuchten die Forschenden über eine große Bandbreite von Erlebnissen (wie zum Beispiel bei Museumsbesuchen oder beim Essen) den Einfluss des Fotografierens auf die empfundene Freude. In sämtlichen Studien bestätigte sich die Annahme: Personen, die fotografierten, empfanden mehr Freude an einem positiven Erlebnis als Personen, die keine Fotos schossen. Zudem zeigte sich, dass die gesteigerte Freude größtenteils dadurch erklärt werden konnte, dass sich fotografierende Personen stärker in das Erlebnis eingebunden fühlten.

Kann das Fotografieren die Freude am Erlebten auch dann steigern, wenn das Erlebnis selbst bereits ein hohes Maß an Einbindung mit sich bringt? Das folgende Experiment gab Antwort. Die Teilnehmenden wurden in insgesamt vier Gruppen aufgeteilt: Personen, die etwas bauen sollten (beispielsweise einen Turm aus Spaghetti und Marshmallows) und somit aktiv in das Ereignis eingebunden waren, und Personen, die dabei nur zuschauten. Zusätzlich sollte die Hälfte der Turmbauenden und Zuschauenden während der Turmbau-Aufgabe fotografieren; die andere Hälfte sollte das Ereignis „bloß“ erleben. Die Ergebnisse zeigten, dass die Turmbauenden mehr Freude an dem Erlebnis berichteten als die Zuschauenden. In der Gruppe der Zuschauenden zeigte sich erneut, dass das Fotografieren die Einbindung in das Erlebte und dadurch auch die Freude daran steigern konnte. In der Gruppe der Turmbauenden, die sich bereits durch das Bauen stark eingebunden fühlte, konnte das Fotografieren die Freude an dem Erlebnis jedoch nicht mehr steigern.

Den Ergebnissen zufolge kann das Fotografieren eine Person stärker in das Erlebte „eintauchen“ lassen und dadurch auch die Freude an positiven Erlebnissen steigern. Der Einfluss des Fotografierens auf die empfundene Freude ist daher vernachlässigbar, wenn man bereits aktiv in ein Erlebnis eingebunden ist (zum Beispiel weil man selbst einen Spaghetti-Turm baut). Hin und wieder ein Foto zu machen, wenn man bei einem positiven Ereignis selber nicht viel zu tun hat, kann also die Freude am Erlebten steigern.

Diehl, K., Zauberman, G., & Barasch, A. (2016). How taking photos increases enjoyment of experiences. Journal of Personality and Social Psychology. doi:10.1037/pspa0000055

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Jennifer Eck*, Sebastian Butz

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