Die Mannheimer Corona-Studie (MCS) baut auf der Methodik und Infrastruktur des German Internet Panels (GIP) auf. Wie das GIP wurde auch die MCS von Prof. Dr. Blom geleitet, vom GIP-Team durchgeführt. Die Fragebögen wurden gemeinsam mit Wissenschafler*innen am Sonderforschungsbereich (SFB) 884 „Politische Ökonomie von Reformen“ entwickelt.
In der Datenerhebungsphase der Mannheimer Corona-Studie wurden vom 20. März bis zum 10. Juli 2020 jede Woche ca. 3.600 Teilnehmer*innen des German Internet Panel (GIP) dazu befragt, wie sich ihr Leben seit der Corona-Krise verändert hat. Dabei haben wir sowohl sozial-/wirtschaftliche Aspekte (z. B. Kinderbetreuung, Arbeitssituationen und verfügbares Einkommen) als auch den Einfluss politischer Maßnahmen auf soziale Interaktionen, Ängste sowie die gesellschaftliche Akzeptanz der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie untersucht. Die Studienteilnehmer*innen wurden gleichmäßig über die Wochentage verteilt, sodass wir tägliche Einblicke in die Entwicklungen der Bevölkerung erhalten haben.
Die erhobenen Daten der 16 Wochen MCS sind Grundlage der zweiten Phase, in der die beteiligten Wissenschaftler*innen detaillierte Datenanalysen durchführen und weitere Rückschlüsse auf die Effekte der Pandemie in Deutschland ziehen. Da es sich bei der Mannheimer Corona-Studie um eine Panelstudie handelt, die auf einer bestehenden Langzeituntersuchung aufbaut, können wir die im Rahmen der MCS beobachteten Entwicklungen mit der gesellschaftlichen Lage vor Ausbruch der Pandemie vergleichen. Die GIP-Teilnehmer*innen trugen vor Beginn der MCS schon seit mindestens 18 Monaten regelmäßig zu unserer Forschung bei; teilweise waren die Teilnehmer*innen schon 8 Jahre dabei.
Durch die Eingliederung der MCS in die fortlaufende Datenerhebung des GIP kann darüber hinaus in der dritten Phase der Studie zusätzlich untersucht werden, welche langfristigen Folgen die Corona-Pandemie für Deutschland hat.
Die deutschlandweite Zufallsstichprobe des GIP, unter anderem aus den Registern der Einwohnermeldeämter, und unser zweistufiges Gewichtungsverfahren erlauben der Mannheimer Corona-Studie, Rückschlüsse auf die allgemeine Bevölkerung in Deutschland zu schließen. Anders als viele kurzfristig anberaumte Studien, die auf kommerzielle Online-Befragtenpools vertrauen, ist die Repräsentativität der Mannheimer Corona-Studie daher entsprechend statistisch unterbaut.
Die Stichprobe des GIP wurde für die Corona-Studie in acht zufällige Substichproben unterteilt. Die Substichproben 1–7 wurden jeweils einem anderen Wochentag zugeordnet, eine achte Stichprobe dient als Kontrollgruppe und wurde in der Corona-Studie nicht befragt.
An jedem Wochentag erhielt eine der Substichproben 1–7 per E-Mail eine Einladung zur Tagesstudie. Die angeschrieben GIP-Teilnehmer*innen hatten dann 48 Stunden Zeit, sich an der Tagesstudie zu beteiligen. Sie wurden aber ermutigt, immer genau an dem ihnen zugeordneten Wochentag, also innerhalb der ersten 24 Stunden, teilzunehmen.
Die Ergebnisse werden tagesbezogen dargestellt. Das heißt Personen, die direkt am gleichen Tag (z. B. Montag) antworten, werden in der Analyse auch diesem Tag (Montag) zugeordnet. Antworten von Personen derselben Substichprobe, die erst am nächsten Tag (Dienstag) teilnehmen, werden zusammen mit den an diesem Tag (Dienstag) erhaltenen Antworten der nächsten Substichprobe analysiert. Auf diese Weise wird dafür Sorge getragen, dass Verzerrungen minimiert werden, da in jeder Tagesanalyse sowohl frühe Befragte als auch Teilnehmer*innen, die etwas mehr Zeit benötigen, enthalten sind.
Innerhalb einer Woche bleibt der Fragebogen genau gleich. Auch über die Wochen hinweg haben wir versucht, die Fragebögen konstant zu halten, um eine tägliche Fortschreibung der Ergebnisse über einen möglichst langen Zeitraum zu erlauben. Um allerdings auch tiefergehende Schwerpunktanalysen zu ausgewählten Themen durchführen zu können und unvorhergesehene Ereignisse abzudecken, wurde der Fragebogen jede Woche evaluiert und für die nächste Woche aktualisiert.
Keine wissenschaftliche Studie im Bereich der Sozial- und Wirtschaftsforschung, die etwas auf sich hält, wird grundsätzlich von sich behaupten, bevölkerungsrepräsentativ zu sein. Während kommerzielle Institute gerne behaupten, repräsentative Daten zu erheben, versucht die Wissenschaft im Allgemeinen den Begriff der Repräsentativität zu vermeiden.
Selbstverständlich haben hochwertige wissenschaftliche Studien aber den Anspruch, der Repräsentativität möglichst nahe zu kommen. Daher versuchen sie mit Hilfe von Zufallsstichproben der allgemeinen Bevölkerung, sorgfältig durchgeführter Implementierung und wissenschaftlichen Gewichtungsverfahren die Grundgesamtheit in einer Vielzahl von Bevölkerungsstatistiken möglichst genau abzubilden. Auch die Mannheimer Corona-Studie im German Internet Panel verfolgt dieses Berufsethos.
Allgemeine Informationen zur GIP-Stichprobenziehung und -Implementierung entnehmen Sie bitte der Seite Methodik.
Für die Analysen der Corona-Studie haben wir außerdem detaillierte Gewichte berechnet. Dazu wurde ein zweistufiges Gewichtungsverfahren durchgeführt:
In der ersten Stufe wurde ein Response-Propensity-Gewicht berechnet, welches die Eigenschaften der Teilnehmer*innen der Corona-Studie auf die GIP-Gesamtstudie hochrechnet. Dabei wurden folgende Eigenschaften berücksichtigt: Berufstätigkeit und beruflicher Sektor.
In der zweiten Stufe wurde ein Raking-Gewicht berechnet, welches zusätzlich die Eigenschaften der Teilnehmer*innen der Corona-Studie auf die deutsche Bevölkerung (laut Mikrozensus) hochrechnet. Dabei wurden folgende Eigenschaften berücksichtigt: Alter, Geschlecht, Familienstand, höchster Schulabschluss, Haushaltsgröße und Bundesland.
Fehlende Werte in den Gewichtungsmerkmalen wurden über einen Chained-Equations-Algorithmus imputiert. Das finale Gewicht wurde für Werte > 4 und Werte < 1/
Die Mannheimer Corona-Studie wird im Rahmen des GIP am Sonderforschungsbereich (SFB) 884 „Politische Ökonomie von Reformen“ von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Die beteiligten Wissenschaftler*innen gehören dem SFB 884 an und werden ebenfalls mehrheitlich von der DFG finanziert. Weder die Corona-Studie noch das GIP im Allgemeinen verfolgen wirtschaftliche oder politische Interessen jedweder Art.
Eine methodische Analyse der Mannheimer Corona-Studie (MCS) wurde in der Sonderausgabe „Survey Research Methods During the COVID-19 Crisis“ des Journals „Survey Research Methods“ veröffentlicht. Den Artikel sowie die darin zitierten Appendix-Tabellen finden Sie nachfolgend.