Es war einmal ...

„Gegen den Nulltarif – Wer die Umwelt nutzt, soll zahlen.“

Was sich brandaktuell liest, ist die Titelzeile einer Pressemeldung aus dem Jahr 1974. Der Mannheim Volkswirtschaft­ler Horst Siebert schlägt vor, dass jeder Betrieb, der Abfallstoffe an die Umwelt abgibt, dafür zur Kasse gebeten wird. Sieberts Publikations­liste weist schon 1975 eine beeindruckende Zahl an Aufsätzen und Schriften zur Umweltpolitik auf.

Gemeinsam mit dem Leiter des Industrieseminars und langjährigen Mitglied des Club of Rome, Gert von Kortzfleisch, und dem Sozial­wissenschaft­ler Martin Irle übernahm der Volkswirtschaft­ler Siebert 1973 die Leitung der Studien­gruppe „Umweltschutz-Forschung“ an der Universität Mannheim. Kortzfleisch war maßgeblich in die Einrichtung des Forschungs­projektes des Club of Rome involviert, aus dem 1972 der bis heute viel beachtete Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ hervorging. Neben weiteren Forschungs­vorhaben, zu denen eine seit 1964 laufende DFG-Studie zu Fluglärm zählt, an der Martin Irle federführend beteiligt war, wurden in den 70er Jahren auch erste Lehr­veranstaltungen zu Fragen der Umweltökonomik für die Mannheimer Studierenden angeboten. Auch bei der Ausweitung der internationalen Kontakte spielte das Thema „Umwelt“ eine Rolle; so fand an der Partner­universität in Sarajevo 1980 das gemeinsame Symposion „Ökonomische und Geographische Probleme von Umwelt und Ressourcen“ statt.

1996 hatten es umweltbezogene Veranstaltungen dann auch in die Prüfungs­ordnungen geschafft: „Ökologie“ konnte von Studierenden der BWL und VWL als Wahlfach beziehungs­weise Wahlpflichtfach belegt werden. Der Anstoß zu diesem Konzept stammte vom damaligen Rektor Frankenberg in Zusammenarbeit mit der Studierenden­initiative „Wirtschaft und Umwelt“ (WUM) und sollte die Integration der Ökologie in Forschung und Lehre an der Universität Mannheim voranbringen. Das zunächst versuchsweise auf 6 Semester angelegte fakultäts­übergreifende Angebot erstreckte sich von Umweltökonomie über Umweltpolitik und Umweltrecht bis zur Geografie. Diese Interdisziplinarität der Studien­gänge sollte ein Markenzeichen für die Mannheimer Universität werden. Das Wahlfach Ökologie jedoch hat wegen geringer Nachfrage seine Test­phase nicht überlebt, wie man den im Mannheimer Universitäts­archiv überlieferten Studien­führern und Prüfungs­ordnungen entnehmen kann. Auf Wunsch der Studierenden wurde der interdisziplinäre Ansatz reduziert, um im Wettbewerb mit anderen Wahlfächern „überleben“ zu können. Das neue Wahlfach „Wirtschaft und Umwelt“ startete im Sommersemester 2000.

Text: Dr. Sandra Eichfelder / April 2022