Verständnis und Haltungen zur Altersvorsorge in Deutschland (VHAlt)
Der demographische Wandel hat Auswirkungen auf die Tragfähigkeit der gesetzlichen Rentenversicherung. Dies stellt einerseits eine Herausforderung für sozialpolitische Entscheidungsträger dar, da sie die erforderlichen Anpassungen adäquat kommunizieren und die Betroffenen von deren Sinnhaftigkeit überzeugen müssen. Andererseits gehen die Entwicklungen mit steigenden Anforderungen an die Erwerbsbevölkerung einher, denn die daraus resultierende stärkere Selbstverantwortung bei der Altersvorsorge erfolgt in einem Umfeld zunehmender Unsicherheit. Zur Lösung dieser Problematik wird u.a. eine Verbesserung der finanziellen Allgemeinbildung, der so genannten Financial Literacy, gefordert.
Beide Aspekte – Kommunikation bzw. Information und Financial Literacy – sollen zu gewünschten Verhaltensänderungen (Akzeptanz von Reformen, Engagement bei anderen Formen der Altersvorsorge) führen. Hierfür werden jedoch Kenntnisse darüber benötigt, ob und inwieweit die Bürger/innen das System der Altersvorsorge überhaupt adäquat verstehen. Die Bedeutung, die das Verständnis (bzw. Missverständnis) eines bestimmten Inhaltsbereichs für Meinungsbildung und Verhalten hat, wird durch Untersuchungen aus anderen Forschungsgebieten untermauert. Für den Bereich der Altersvorsorge liegen jedoch keine Befunde vor. Das Projekt möchte zur Schließung dieser Forschungslücke beitragen. Insbesondere werden die folgenden, zentralen sozialpolitischen Forschungsfragen untersucht: (1) Welches (Miss-)Verständnis und welche Haltungen zum Thema Altersvorsorge liegen in Deutschland vor? (2) Variieren (Miss-)Verständnis und Haltungen für bestimmte Bevölkerungsgruppen? (3) Lassen sich zwischen (Miss-)Verständnis, Haltungen und Verhaltensweisen im Kontext der Altersvorsorge kausale Beziehungen (Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge) ermitteln? (4) Welche Handlungsempfehlungen lassen sich ableiten und durch die Entwicklung von Kommunikationsempfehlungen und exemplarischen Lerneinheiten unterstützen?
Der Forschungsansatz ist inhaltlich innovativ durch Rekurs auf interdisziplinäre theoretische Zugänge und den Fokus auf unterschiedliche Gruppen. Methodisch stellen die Kombination qualitativer und quantitativer Ansätze, die sorgfältige Instrumententwicklung sowie die im Kontext der Altersvorsorge bislang noch nicht genutzten „Survey Experiments“ innovative Elemente dar.
Weitere Informationen zum Projekt VHAlt finden Sie hier.
Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) im Rahmen des Fördernetzwerks interdisziplinäre Sozialpolitikforschung (FIS).
Projektstatus: laufend
Projektteam
- Prof. Dr. Carmela Aprea
- Ronja Baginski
Kooperationspartner
Prof. Dr. Silke Übelmesser; Jana Schütz (Friedrich-Schiller-Universität Jena); Prof. Dr. David Leiser Leiser (Ben-Gurion University of the Negev, Israel)
Projektbegleitgruppe
Dr. Leila Akremi (Forschungsnetzwerk Alterssicherung FNA); Dr. Stefan Mondorf (Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände BDA); Ingo Schäfer (Deutscher Gewerkschaftsbund DGB); Martin Seyfer (Lehrer an der Wilhelm-Röpke-Schule in Ettlingen)
Projektbezogene Vorträge
Aprea, C., Schultheis, J. & Baginski, R. (2020). (Fehl-)Konzepte von jungen Erwachsenen zum System der Altersvorsorge in Deutschland: Eine Interviewstudie. Vortrag im Rahmen der Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik, September 2020, Hamburg.
Aprea, C., Übelmesser, S., Baginski, R., Schütz, J. (2019). Verständnis und Haltungen zur Altersvorsorge in Deutschland: Ausprägungen und Auswirkungen auf vorsorgebezogenes Verhalten (VHAlt). Posterpräsentation im Rahmen des 3. FIS Forums Dialog, Strategie und Vernetzung, Oktober 2019, Berlin.
Publikationen
Übelmesser, S., Schütz, J., Baginski, R. & Aprea, C. (2023). Coronakrise: Auswirkungen auf die finanziellen Entscheidungen und Folgen für die Altersvorsorge. Impuls, 2023(11), 1–4.
Schütz, J., Übelmesser, S., Baginski, R. & Aprea, C. (2022). Pension reform preferences in Germany: Does information matter?CESifo Working Papers, 10072. München: Munich Society for the Promotion of Economic Research.