MIFE-Konferenz zum Thema „Evaluation und Monitoring von finanz­ieller Bildung“

Die diesjährige MIFE-Konferenz fand am 18. November am ZEW Mannheim statt und widmete sich dem Thema „Evaluation und Monitoring von finanz­ieller Bildung“. Daran anschließend erhielten Nachwuchsforschende in einem zweitägigen Workshop die Möglichkeit, ihre Arbeiten zu präsentieren und sich über ihre Ergebnisse auszutauschen. Mehr als 100 Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer diskutierten aktuelle wissenschaft­liche Beiträge zur Messung finanz­ieller Kompetenzen, der Zukunft finanz­ieller Bildung in Deutschland sowie zur Umsetzung der deutschen Finanz­bildungs­strategie.

Zum Auftakt der Konferenz stellten die Direktorinnen des Mannheim Institute for Financial Education (MIFE), Prof. Dr. Carmela Aprea (Universität Mannheim) und Prof. Dr. Tabea Bucher-Koenen (ZEW und Universität Mannheim), in ihrem Eröffnungs­vortrag aktuelle Forschungs­projekte des Instituts vor.

In der ersten Keynote unter­strich Prof. Carly Urban, Ph.D. (University of Montana, USA) die Bedeutung finanz­ieller Bildung in Schulen und deren Potenzial, das finanz­ielle Verhalten junger Menschen nachhaltig zu verbessern. Basierend auf US-amerikanischen Daten verdeutlichte sie die Vorteile verpflichtender Finanz­bildung in der Schule. Insbesondere Schülerinnen und Schüler aus einkommensschwachen Haushalten profitieren davon nachhaltig. So ging die Teilnahme an Finanz­bildungs­angeboten unter anderem mit langfristig geringeren Zahlungs­ausfällen, höherer Kreditwürdigkeit und Inanspruchnahme günstigerer Kreditoptionen einher. Themen, die Urban für zukünftige Forschung skizzierte, betreffen die Einbeziehung von Eltern in Finanz­bildungs­programme, die angemessene Ausbildung von Lehr­kräften, und den Einsatz von Online-Plattformen und gamifizierten Lernmethoden.

In seiner Keynote ging Carlo Di Chiacchio, Ph.D. (INVALSI, Italien) auf Fortschritte und Herausforderungen der finanz­iellen Bildung in Italien ein. So trieb etwa das schlechte Abschneiden Italiens bei der PISA-Studie 2012 die Bemühungen um die Aufnahme von finanz­ieller Bildung in die Lehr­pläne und die Entwicklung einer nationalen Strategie voran. Ein 2017 gegründeter Ausschuss soll die Initiativen verbessern, Aktions­programme koordinieren und die Erfahrungen verschiedener Akteure auswerten. Im Anschluss ging Di Chiacchio auf methodologische Fragen der Messung von Finanz­kompetenz ein und schlug vor, über die traditionellen Messinstrumente hinaus auch situative Testmethoden einzubeziehen und KI zur Analyse einzusetzen.

Andrea Grifoni (OECD, Frankreich) stellte in seiner Keynote die OECD-Empfehlungen für eine deutsche Finanz­bildungs­strategie vor. Ziel ist es, das finanz­ielle Wohlergehen von Erwachsenen und Jugendlichen durch evidenz­basierte Initiativen und eine bessere Koordination der Maßnahmen zu fördern. Die OECD-Empfehlungen richten sich an staatliche und private Akteure in Deutschland. Grifoni hob insbesondere die Notwendigkeit hervor, vulnerable Bevölkerungs­gruppen gezielt zu unter­stützen. Obwohl das finanz­ielle Wissen in Deutschland über­durchschnittlich hoch ist, bestehen Defizite bei der Nutzung digitaler Dienste. Grifoni unter­strich die Bedeutung einer besseren Abstimmung zwischen Bundes- und Landes­ebene sowie die Notwendigkeit der Einbindung aller relevanten Akteure.

Unter der Moderation der MIFE-Direktorinnen Prof. Dr. Carmela Aprea und Prof. Dr. Tabea Bucher-Koenen diskutierten Andrea Grifoni (OECD), Vanessa Müden (Bundes­ministerium der Finanzen), Alexander Renner (Bundes­ministerium für Bildung und Forschung), Sebastian Swoboda (Bundes­ministerium der Finanzen der Republik Österreich) und Manuel Wälti (Schweizerische Nationalbank) über das Thema „Strategie und Qualitätsstandards für finanz­ielle Bildung“. Der bisherige Fortschritt bei der Entwicklung der Finanz­bildungs­strategie in Deutschland wurde insgesamt positiv bewertet. Auch skizzierten Müden und Renner wie es mit der Entwicklung und Umsetzung der Finanz­bildungs­strategie sowie der begleitenden Forschung weitergehen könnte. Erfahrungen aus den Nachbarländern Schweiz und Österreich verdeutlichten zudem, wie verschiedene Stakeholder erfolgreich eingebunden und Angebote evidenz­basiert (weiter-)entwickelt werden können.

Zum Abschluss der Veranstaltung wurde bereits zum vierten Mal der „Bundes­bank Early Career Research Prize on Financial Literacy“ durch Dr. Patricia Staab (Deutsche Bundes­bank) verliehen. Die Auszeichnungen gingen in diesem Jahr an die Forschungs­arbeiten von Lovisa Reiche (University of Oxford) mit dem Titel „Beyond Groceries: Financial Confidence and the Gender Gap in Inflation Expectations“ und von David Westerheide (Lund University) mit dem Titel „Child Penalties in Personal Finances: Evidence from Bank Data“, das er zusammen mit Arna Olafsson verfasst hat.

Im Anschluss an die MIFE-Jahreskonferenz präsentierten und diskutierten zwölf Nachwuchs­wissenschaft­lerinnen und -wissenschaft­ler ihre Forschungs­beiträge im Rahmen des Early Career Workshop. In der Keynote des Workshops ging Prof. -Carly Urban, Ph.D. (University of Montana, USA) darauf ein, wie sich Forschungs­projekte entwickeln können, und erörterte dies anhand ihrer Forschung über den international beobachteten Rückgang der Finanz­kompetenz.