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Laptop und Notizblock auf Schreibtisch

Daten & Fakten

Sexismus und sexualisierte Gewalt sind tiefgreifende gesellschaft­liche Probleme, die im Sport durch besondere Risikofaktoren verstärkt werden: Die enge, oft vertrauensvolle Beziehung zwischen Trainer*innen und Teilnehmenden sowie die emotionale und körperliche Nähe, die sportliche Aktivitäten mit sich bringen, schaffen eine Dynamik, die Grenzverletzungen begünstigen kann. Insbesondere die ungleichen Macht­verhältnisse können von Täter*innen ausgenutzt werden, um ihre Position zu missbrauchen. Als Sport­einrichtung wollen wir unserer Verantwortung nachkommen und mit gezielten Maßnahmen strukturell gegen sexualisierte Gewalt im Hochschul­sport vorgehen.

  • Was ist „Sexualisierte Gewalt“?

    „Sexualisierte Gewalt“ steht als Oberbegriff für verschiedene Formen der Machtausübung, für die Sexualität und sexuelle Handlungen instrumentalisiert werden. Grundsätzliche Gemeinsamkeit der unter­schiedlichen Erscheinungs­formen sexualisierter Gewalt ist das fehlende Einverständnis der betroffenen Person(en). Handlungen, die als sexualisierte Gewalt zu verstehen sind:

    • Handlungen ohne direkten Körperkontakt: Verbale, mimische und gestische Belästigungen, wie z. B. Voyeurismus, Entwürdigung durch Blicke, Gesten, Witze oder „Sprüche“; das Zeigen oder Verschicken von sexualisierten Textnachrichten, Bildern oder sonstige Veröffentlichungen mit sexistischen Inhalten.
    • Über­griffe mit direktem Körperkontakt: Sexuelle Berührungen (z. B. in der Leistengegend, an den Brüsten); gezielte Über­griffe, Küsse und Berührungen am Körper, bis hin zu versuchter oder vollendeter Penetration, sexueller Nötigung und Vergewaltigung.
    • Grenzverletzungen liegen in einer Grauzone und lassen sich nicht immer eindeutig als sexueller Über­griff einordnen. Eine Grenzverletzung kann vorliegen, wenn Personen durch pädagogisches Fehl­verhalten die individuelle Grenze bei anderen überschreiten. Diese Grenzüberschreitungen umfassen Handlungen, die auch eine sexuelle Komponente aufweisen und die absichtlich, aber auch unabsichtlich geschehen können, wenn z. B. im Sport bei Hilfestellungen oder Massagen der Intim­bereich berührt wird, Umarmungen oder Begrüßungs­küsse ausgetauscht werden, bei der Sportausübung nahe Körperberührungen stattfinden oder wenn Umkleiden, Kabinen und Duschräume betreten werden. Ob diese oder ähnliche Handlungen eine Grenzverletzung darstellen, liegt vor allem im subjektiven Empfinden der betroffenen Personen. Auch Alter und (Macht-)Position der Verursacher*innen und der betroffenen Person spielen bei der Bewertung, ob es sich um grenzverletzendes Verhalten handelt, eine Rolle.
  • Risikoanalyse unserer Sportstätten

    Um ein wirkungs­volles Schutz­konzept und damit eine erfolgreiche Präventions- und Interventions­arbeit leisten zu können, ist die Durchführung von Risikoanalysen unabdingbar. In einem ersten Schritt haben wir im HWS 2024 die sicherheits­relevanten infrastrukturellen Gegebenheiten unserer Sportstätten evaluiert. Die Risikoanalyse wurde über eine Befragung der Teilnehmenden und Übungs­leitungen des Hochschul­sports in Zusammenarbeit mit dem Qualitäts­management der Universität Mannheim durchgeführt. Sie bildet eine wichtige Grundlage für die Entwicklung von Schutz­maßnahmen und infrastrukturellen Veränderungen im Hochschul­sport. Aus der Evaluation haben sich folgende Themen­bereiche ergeben, die wir in 2025 und 2026 gezielt angehen werden, um die Sicherheit unserer Teilnehmenden und Mitarbeitenden zu verbessern:

    • Beleuchtung im Umfeld der Sportstätten
    • Sicherheit auf den Zugangswegen, insbesondere bei Dunkelheit
    • (Elektronische) Zugangskontrollen
    • Verfügbarkeit und Sichtbarkeit von Notfallplänen und -equipment
    • Geschlechter­gerechte Umkleiden und Duschen
    • Barrierearmer Zugang
  • Studie SicherImSport

    Ergebnisse der Studie SicherImSport (vgl. Rulofs, Allroggen 2022), welche knapp 4.400 Personen zu ihren Erfahrungen zu sexualisierten Grenzverletzungen, Belästigung und Gewalt im Kontext des Vereinssports befragte, bringen besorgniserregende Zahlen zum Vorschein. Wusstest du, dass:

    • 26 % der Befragten mindestens einmal sexualisierte Grenzverletzungen oder Belästigungen ohne Körperkontakt erfuhr (z. B. anzügliche Bemerkung oder unerwünschte Text-/Bildnachricht)
    • 19 % mindestens einmal sexualisierte Grenzverletzungen, Belästigung oder Gewalt mit Körperkontakt erfuhr (z. B. sexuelle Berührungen oder sexuelle Handlungen gegen den Willen)
    • 64 % mindestens einmal emotionale Verletzungen oder Gewalt erfuhr (z. B. Beschimpfung, Bedrohung oder Ausschluss)
    • 37 % mindestens einmal körperliche Verletzungen oder Gewalt erfuhr (z. B. geschlagen oder geschüttelt werden)?
  • Outsport Studie

    Das europäische Forschungs­projekt „Outsport“ (vgl. Pieper & Engler, 2019) beschäftigt sich mit den Erfahrungen von LGBTI*-Personen im Sport.  Mehr als 5.500 Befragte aus allen 28 EU-Mitgliedstaaten haben sich dabei beteiligt. Folgende Ergebnisse können für Deutschland festgehalten werden:

    • Ein Fünftel der Befragten fühlt sich aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität von bestimmten Sportarten ausgeschlossen. Trans­personen fühlen sich insgesamt deutlich häufiger ausgeschlossen (56%) – vor allem Trans­personen mit männlicher Geschlechtsidentität (73%).
    • Im Kontext der eigenen, hauptsächlich ausgeübten Sportart wurde homophobe oder trans­phobe Sprache von 45% der aktiven Sportler*innen wahrgenommen, von denen sich wiederum 78% dadurch angegriffen oder diskriminiert fühlen. Homo-/ trans­phobe Sprache wurde vor allem in Teamsportarten (63%) sowie auf höheren Leistungs­ebenen (65%) beobachtet.
    • 16% der aktiven Sportler*innen haben in den letzten 12 Monaten persönliche negative Erfahrungen im Sport aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität gemacht. In den meisten Fällen Fällen handelte es sich um verbale Anfeindungen und strukturelle Diskriminierung, aber auch verbale Bedrohungen, digitales Mobbing sowie körperliche Über­griffe fanden statt. Trans­personen (40%) waren insgesamt häufiger betroffen als Cisgender (9%).